Hamburg. Stark: das NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Esa-Pekka Salonen. Und dann war da ja auch noch die wunderbare Organistin.

Wer sich an der Vielfalt orchestraler Klangfarben und gleich noch dazu der mächtigen Konzertorgel der Elbphilharmonie einmal so recht berauschen lassen wollte, war im Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters unter der Leitung von Esa-Pekka Salonen am Donnerstag genau richtig.

Elbphilharmonie: Wenn ein Orchester den Saal erbeben lässt

Allein das revolutionäre „Le Poème de l’exstase“ op. 54 von Alexander Skrjabin für ein riesig besetztes Orchester am Ende hatte eine vom Komponisten durchaus gewollte betäubende Wirkung. Aber von vorn: Passend zum Motto „Liebe“ des Internationalen Musikfestes Hamburg hatte der finnische Dirigent und Komponist die Suite „Rakastava“ (Der Liebende) für Streicher, Pauken und Triangel seines Landsmanns Jean Sibelius an den Anfang gestellt.

Das einstige Chorwerk auf Texte finnischer Balladen, das Sibelius für eine reine Instrumentalbesetzung 17 Jahre nach seiner Entstehung bearbeitet hatte, handelt von den Freuden, aber auch der Tragik der Liebe. Salonen dirigierte das Werk mit seinem für Sibelius so typischen weiten Atem und der großen Ruhe in der melodischen Entfaltung ohne Taktstab. Nach einem freudig aufflackernden Tanzabschnitt versank die Musik am Ende, wo es um den Abschied von der Geliebten geht, in einem bedrückend ernüchternden Thema, das sogleich von grimmigen Paukenwirbeln erstickt wurde.

Elbphilharmonie: Iveta Apkalna hatte – auch optisch – ihren großen Auftritt

Danach füllte sich das Podium für die von Salonen selbst komponierte Sinfonia concertante für Orgel und Orchester mit etlichen weiteren NDR-Musikerinnen und Musikern und die Titularorganistin der Elbphilharmonie, Iveta Apkalna, hatte ihren großen Auftritt. Auffällig gekleidet in einen schwarzen Hosenanzug und goldfarbenen Schuhen, die nachher über die fußbedienten Pedale des mobilen Spieltisches direkt vor dem Orchester glitten, stimmte sie, begleitet allein von der Piccoloflöte, das Pavanenthema des Werkes an.

Dieses war rhythmisch so geschickt gebaut, dass man den Eindruck gewann, es gerate immer mal wieder ins Stolpern. Zum Teil erschlug die mächtige Orgel fast den Klang des groß besetzten Orchesters, an den leiseren Stellen aber war es zauberhaft, wie Glockenspiel, Harfe, Marimbafon oder die schillernd eingesetzten Holzbläser mit der Orgel verschmolzen. Eindrucksvoll war der mit „Variationen und Trauergesang“ überschriebene zweite Satz, der im Pianissimo mit zitternden Geigenklängen und einem Englischhornsolo anhob, sowie der von wilden rhythmischen Orchesterausbrüchen durchsetzte letzte Satz, in dem Apkalna noch mal die ganze Kunst ihres Orgelspiels präsentieren konnte. Dazu passte dann auch ihre Zugabe , das hochvirtuose von einem stoischen Grundrhythmus untermalte „Evocation II“ des Franzosen Thierry Escaich.

NDR Orchester: Bei Hector Berlioz konnte das Publikum erst mal Atem schöpfen

Bei Hector Berlioz’ „Scène d’amour“ aus „Roméo et Juliette“ konnte man dann erst mal Atem schöpfen, bevor das Orchester schließlich mit Skrjabins ekstatischer Steigerungsstudie „Le Poème de l’exstase“ den Großen Saal förmlich erbeben ließ.