Hamburg. Das Julian Lage Trio sorgte im Kleinen Saal der Elbphilharmonie für große Begeisterung. Hinterher gab es Autogramme.
Mit gerade mal acht Jahren stand Julian Lage im Mittelpunkt eines Oscar-nominierten Kurzfilms („Julian at Eight“). 27 Jahre später füllt er am Donnerstagabend mit seinem Trio den Kleinen Saal der Elbphilharmonie – und ist irgendwie ein Junge geblieben: voll ungebremster Begeisterung für die Musik, vor allem für seine Gitarre, die ein Teil von ihm zu sein scheint. Mühelos fließen die Töne, gleiten die Finger über die Saiten, wird Rhythmus zu Melodie und umgekehrt.
Konzert Elbphilharmonie: Julian Lage hätte wohl endlos weiterspielen können
Schon seine Auftritte mit verschiedenen Formationen im Rahmen des John-Zorn-Festivals in der Elbphilharmonie vor gut einem Jahr waren spektakulär, doch jetzt, mit dem eigenen Trio, ist das noch mal ein ganz anderes Erlebnis. Jorge Roeder (Bass) und Dave King (Schlagzeug) sind mehr als bloße Begleiter.
Sie setzen eigene Akzente, bekommen Raum für Soli und bilden mit Julian Lage eine geradezu organische Einheit. Da macht es dann auch nichts, wenn King mitten im Set die defekte Fußmaschine der Bassdrum ersetzen muss: Die beiden anderen füllen die Umbauzeit so brillant wie mühelos. Vor allem Lage wirkt, als könnte er endlos immer weiterspielen. Und vermutlich ist es genau so.
Viel Material des aktuellen Albums „View With A Room“ ist an diesem Abend zu hören, etwa das harmonisch gelegentlich an Pat Metheny erinnernde „Auditorium“ oder das mit Country-Flair aufgeladene „Temple Steps“. Überhaupt ist Julian Lage zwar eindeutig ein Jazz-Gitarrist, doch immer wieder lässt sein Sound auch an Grateful Dead oder die Allman Brothers Band denken.
Elbphilharmonie: Der Kleine Saal passt perfekt zu diesem Konzert
Es ist diese ungemeine Leichtigkeit, die sich durch alle Nummern zieht – ohne dass dies je auf Kosten der Komplexität ginge. Im Gegenteil: Wer das Julian Lage Trio hört, entdeckt stets neue Nuancen, fast versteckte Läufe und dezente Ausschmückungen. Das kann man alles ganz anders spielen, aber dann wäre es eben keine kunstvoll fließende Klang-Kalligraphie sondern lediglich musikalische Druckschrift. Nicht umsonst zählt der US-Amerikaner unverkennbare Meister wie Ralph Towner und Jim Hall zu seinen Vorbildern.
- Laeiszhalle Hamburg: Gerald Clayton Trio spielt ein Jazz-Konzert zum Mitschnippen
- Elbphilharmonie: John Scofield wandelte auf den Spuren der Grateful Dead
- Auf die Ohren: Dies sind zwei der besten Jazzalben des Jahres
Auch Lage fällt auf (und er sagt es mehrmals!) wie perfekt der Kleine Saal der Elbphilharmonie mit seiner warmen Holztäfelung und dezenten Beleuchtung zu diesem Konzert passt. Ob es nun wirklich für ihn „der schönste Abend“ ist, sei einmal dahingestellt, auf jeden Fall genießen er und seine Mitstreiter die 90 Konzertminuten sichtbar.
Und ein großer Teil des Publikums strömt nach der begeistert erklatschten Zugabe nicht etwa sofort gen Parkhaus oder U-Bahn, sondern zum Verkaufstresen im Foyer wo Julian Lage seine LPs und CDs signiert. Immer ein untrügliches Zeichen für einen Auftritt mit Langzeitwirkung.