Hamburg. Die Hamburgerin lässt am Atlantik eine Familie eskalieren. Außer um #MeToo geht es auch um ein anderes großes Thema.

Es gibt diese Romane, die lesen sich so, wie sich ein Spätsommertag am Meer anfühlt: leicht, unbeschwert – bis es, wörtlich und metaphorisch, erst ein bisschen windet und dann sogar stürmt. Insbesondere am rauen Atlantik.

Dort, an der malerischen französischen Küste, hat die Hamburger Autorin Katrin Burseg ihren neuen Familienroman angesiedelt, der von der ersten Seite an so viel Sog entwickelt wie die Strömung in den Fluten vor jenem Strandhaus, in dem „Adas Fest“, so der Titel, gefeiert werden soll. Eine letzte rauschende Party soll es werden, so wünscht es sich die 74-jährige Ada, denn der ansteigende Meeresspiegel (Klimawandel!) verschlingt die Küste und wohl auch schon sehr bald das erinnerungsbeladene Feriendomizil Les Vagues.

„Adas Fest“ – wie „Anna Karenina“, so ganz grundsätzlich

Doch auch das Fundament der vermeintlichen Bilderbuch-Familie steht – natürlich eine Parallele zum Ort des Geschehens und nicht erst seit „Anna Karenina“ („Jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich“) ein Leitmotiv der Literatur – längst nicht mehr so fest, wie man es über Jahrzehnte mit einer gewissen Kraftanstrengung hat aussehen lassen. Fassade halt.

Die bröckelt, als Adas drei erwachsene Töchter für das Fest anreisen, jede natürlich mit eigenen Sorgen im Gepäck. Denn es gilt bekanntlich: Egal, wohin du fliehst, die Probleme nimmst du mit. Eines ist, dass Adas verstorbener Mann, der berühmte Maler Leo Kwant, sich einer seiner Musen/Affären doch etwas grenzüberschreitend (#MeToo!) genähert haben könnte...

Katrin Bursegs neuer Roman: Perfekt für einen Tag am Meer oder den Hamburger Balkon

Doch auch Ada, die starke Frauenfigur in diesem Roman, hat ein Geheimnis, das sie mit ihrem engen Freund Vincent, der mit seinem Sohn ein Restaurant im Ort führt, teilt. Nicht nur „Herzkino“-Fans ahnen womöglich recht schnell, was die Beiden miteinander verbindet – mit der finalen Auflösung gelingt Katrin Burseg dennoch eine große Überraschung.

Kurz: Ein wunderbar geschriebener Roman über Familiengeheimnisse, über das Loslassen und Festhalten. Dabei schafft es Katrin Burseg, die schon mit ihrem letzten Roman „Unter dem Schnee“ insbesondere in Norddeutschland ein großes Publikum begeisterte, die großen Themen unserer Zeit gekonnt einzuweben. Unbedingte Leseempfehlung für einen Tag am Meer. Oder auch für einen Nachmittag auf dem Balkon in Hamburg.

Katrin Burseg stellt ihren Roman „Adas Fest“ (Diana Verlag, 384 Seiten, 22 Euro) am Sonnabend, 6. Mai, um 15 Uhr bei Boysen+ Mauke im JohannisContor (Große Johannisstraße 19, 20457 Hamburg) vor. Lektorin Britta Hansen moderiert. Eintritt 8 Euro. Anmeldung über b.ermlich@schweitzer-online.de Auch spontane Gäste sind willkommen.