Hamburg. Katrin Burseg, die bereits einige historische Romane vorgelegt hat, erzählt eine große Saga. Lesestoff für Winterabende am Kamin.
An den Wintersturm von 1978/79, als ganz Norddeutschland kurz nach Weihnachten unter Schneemassen begraben wurde, erinnert sich Katrin Burseg, die in einem alten Bauernhaus in der Abgeschiedenheit Schleswig-Holsteins aufwuchs, noch genau: „Mein Vater fuhr auf Langlaufski durch den Wald zum Tante-Emma-Laden im nächsten Dorf, um das Nötigste einzukaufen. Wir waren mehrere Tage lang eingeschneit. Klar, dass in einer solchen Ausnahmesituation vieles aufbrach, was im Alltag für gewöhnlich sorgsam verborgen blieb.“
Genau dies ist das Leitmotiv ihres gerade erschienenen neuen Romans mit dem bezeichnenden Titel „Unter dem Schnee“ (Diana Verlag, 18 Euro). Vor der Kulisse dieses „Jahrhundert-Winters“ erzählt die Autorin und Journalistin, die mit ihrer Familie in Eppendorf lebt, die Geschichte der Familie von Schwan, die sich in ihrem Herrenhaus – was übrigens über fünf Jahrzehnte von einer starken Frau geführt wurde – versammelt, um sich von ebenjener Matriarchin, Luise von Schwan, zu verabschieden.
Bis zu ihrem Tod hatte die Gräfin die Baumschule auf dem Gut an der Schlei mit strenger Hand verwaltet. Ihre beiden einander völlig unähnlichen Neffen, der nachdenkliche und der aufkommenden Umweltbewegung zugewandte Johann und der polternde Macher Carl, werden als Erben eingesetzt. Doch kurz nach der Trauerfeier und kurz bevor das Anwesen von der Außenwelt abgeschnitten wird, taucht eine geheimnisvolle Frau aus Frankreich auf, die behauptet Luises Tochter zu sein.
Kann das stimmen? Und hat Luise tatsächlich während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter auf Schloss Schwanenholz ausgebeutet? Im Trailer zu einem Kinofilm würde an dieser Stelle spannungsgeladene Musik einsetzen und eine Stimme aus dem Off sagen: Plötzlich muss sich eine Familie ihren Wahrheiten stellen.
Katrin Burseg, die in der Vergangenheit bereits einige historische Romane vorgelegt hat, erzählt eine große Saga, die getragen wird von den Themen Rivalität und Verrat, Liebe und Schuld, Heimat und Flucht. Ein „Erbe der Guldenburgs“ in literarisch wertvoll. In jedem Fall ist es ein wunderbares Lieblingsbuch (aktuell für den Lovely Books Leserpreis 2021 nominiert) für gemütliche Winterabende vorm Kamin. Auch, wenn es draußen noch nicht schneit.
Die Autorin liest heute, 19.30 Uhr, bei stories! (Straßenbahnring 17), Eintritt: 5 Euro, anmeldungen@stories-hamburg.de