Hamburg. Der Hamburger Kneipenchor hat ein wahres Gute-Laune-Konzert hingelegt. Zu hören waren etwa Songs von Britney Spears und Nina Hagen.

Funkelnde Pailletten und silberne Luftballons, inbrünstige Tenöre und Sopranistinnen, die gut gelaunt ihre Bierflaschen schwenken. Wenn der Hamburger Kneipenchor zum Jubiläumskonzert ins Knust lädt, trifft Glamour auf Gesangsglück und lässiger Charme auf reichlich Augenzwinkern.

Seit nun mehr zehn Jahren sorgt diese muntere Vokaltruppe von der Kaschemme bis zum Festival für ein Hitfeuerwerk mit Herz. Von Roxette bis Harry Styles. Von Softrock bis Hip-Hop. Mit Ecken und Kanten. Und auch mal mit dem ein oder anderen Gastton. Aber genau das schöne Schroffe und das gewollt Geschmetterte ist die Charakterstärke des Kneipenchors. Weshalb die Schlange von Fans vor dem Knust am Donnerstagabend auch bis über die Brücke zum Karoviertel reicht. Sie alle wollen sich aufladen mit dieser ganz besonderen Energie des gastfreundlichen Kollektivgesangs.

Hamburger Kneipenchor: Ein echtes Gute-Laune-Konzert

Direkt zum Auftakt mit Britney Spears’ „Baby One More Time“ ist überdeutlich zu hören: Seit den Anfängen hat der Hamburger Kneipenchor mächtig zugelegt in Sachen Harmonie und Raffinesse. Ein rhythmisches „Sch Sch Sch“ gibt a-capella den Takt vor. Und der Popsong schraubt sich hoch in eine tolle mehrstimmige Euphorie. Auch Hilke Cordes, die im Jahr 2013 die Idee zum Kneipenchor hatte, singt freudig im Alt mit.

Rund die Hälfte der 40 Sängerinnen und Sänger stammt noch aus der Gründungsphase. Eine (stimm)starke Gemeinschaft, die Bass-Mann Christian „Hacke“ Hackenberg in seiner Rede hochleben lässt: „Wir waren mal so ein hippes, cooles, urbanes Ding. Jetzt sind wir eher die Rolling Stones der Kneipenchorszene“. Nun gut, die meisten sind eher in ihren 30ern und 40ern. Aber tief hinein in die Musikgeschichte geht es dennoch.

Kneipenchorleiter motivieren die Gruppe mit absolutem Körpereinsatz

Zum Beispiel mit einer akzentuierten Version von Nina Hagens „Du hast den Farbfilm vergessen“. Die beiden Kneipenchorleiter Arne Straube und Stefan Waldow dirigieren dabei im Wechsel. Aber was heißt da schon dirigieren? Die zwei motivieren die Gruppe mit absolutem Körpereinsatz: Sie tanzen, swingen und ringen, sie mahnen zum Pianissimo oder geben gestisch vollen Schub.

An die 15-mal hat der Kneipenchor bereits im und vor dem Knust gespielt. Und für die Jubiläumssause wird noch einmal richtig aufgefahren. Bei gleich mehreren Stücken, etwa bei einer schmissigen Variante von George Michaels „Freedom“, bringt Schlagzeuger Jonas Böker extra Groove ins gesangliche Geschehen. Beim „Hamborger Veermaster“ wiederum darf das Publikum selbst Möwen, Seehunde und Dampfer imitieren. Letztere natürlich als Bierflaschen-Tuten. Und zu „Emmylou“ von First Aid Kit verstärken Niklas Hardt am Cello und Tim Jaacks an der Gitarre das countryeske Schwelgen. Das ist dann schon weit mehr als rumpeliges Tresengrölen.

Damit es aber schön spelunkig bleibt, verteilt Stefan Waldow zwischendurch direkt aus dem Kasten noch weitere Biere. Stimme ölen, klar. Und wie mitreißend die ganze Kneipenchorsache ist, zeigt auch der umjubelte Gastauftritt von Musiker Niels Frevert, der im Kollektiv seinen Hit „Du musst zuhause sein“ intoniert.

Ein Konzert, das unglaublich Laune macht – schlichtweg weil alle Beteiligten vor und vor allem auf der Bühne so einen riesigen Spaß haben. In diesem Sinne: Prost!