Hamburg. Die Metalband feierte im ausverkauften Kiezclub den 30. Geburtstag des Debütalbums „River Runs Red“ – mit umgekehrter Setliste.

Hoppla! Kaum hat man am Dienstag das Gruenspan betreten, landet man gleich in einer langen Schlange. „Wofür steht ihr an, Klo oder Bier?“, wird gefragt. „Bier“. Was sonst. Es ist schließlich Metal mit Life Of Agony angesagt und das Gruenspan ist ausverkauft.

Zumindest hier ist wieder alles so normal wie beim letzten Auftritt der New Yorker Band im Gruenspan im November 2019. Ebenfalls nicht ungewöhnlich ist es, dass das Quartett zum 30. Geburtstag des Debütalbums „River Runs Red“ die Platte in voller Länge durchspielt. Das ist seit einigen Jahren beliebter Usus bei zahlreichen Gruppen.

Gruenspan: Metalband Life Of Agony mit umgekehrter Setliste

Dadurch beginnt der Abend allerdings mit „This Time“, „Underground“, „River Runs Red“ und „Through And Through“, vier der beliebtesten Songs, die sonst zumeist im Zugabenteil landen. Umgekehrte Setliste also dieses Mal.

Aber so haben Sängerin Mina Caputo, Gitarrist Joey Z., Basser Alan Robert und Schlagzeugerin Veronica Bellino den dicht gedrängten Saal schnell in der Hand. Das Gedonner aus Bellinos Kesseln dröhnt um die Wette mit Roberts wuchtigen Läufen und Joeys Riffs. Darüber fliegt Caputo mit den harmonischen Gesangsmelodien, die das erste Album seinerzeit so besonders machten: Knüppelhartes Metal- und Hardcoregebolze ging in den Clinch mit Alternative-Rock-Drama. Der so genannte Emocore war geboren.

Mina Caputo ist eine Ausnahme-Persönlichkeit im Metal

Und der wirkt auch drei Jahrzehnte später, anders als bei anderen Bands mit so einer langen Historie, nicht angestaubt, sondern modern. Nebenbei bemerkt passt auch die 2011 eingeleitete Wandlung von Sänger Keith Caputo zu Sängerin Mina Caputo zum aktuellen, diverser werdenden Zeitgeist. Minas Mut, sich in der doch gern mal mackerhaften Metalszene als Transgender zu offenbaren, verdient immer noch Bewunderung oder zumindest Respekt.

Aber auch die Band bleibt eine Marke für sich. Der Eindruck bleibt auch in der zweiten Hälfte der knapp 90 Minuten, in der die weiteren fünf Alben bis „The Sound Of Scars“ (2019) im Schnelldurchlauf abgehandelt werden. Beim für Life-Of-Agony-Verhältnisse fast sanften Rocker „Let’s Pretend“ werden noch mal die Handys gezückt und dann ist es nach „Weeds“ vorbei mit der Geburtstagsparty für „River Runs Red“. Als Geschenk gibt es in Hamburg großen Applaus.