Hamburg. Die gesellschaftskritischen Lieder des Rappers waren „von der Kunstfreiheit gedeckt“. Als Zugabe kam ein Überraschungsgast.

Fast egal, welche Bühne man im vergangenen Jahr besuchte, Daniel Pongratz alias Danger Dan war bereits da: In der Markthalle, im Stadtpark und in der Friedrich-Ebert-Halle präsentierte er in ausverkauften Sälen die Lieder seiner Soloalben „Reflexionen aus dem beschönigten Leben“ (2018) und „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ (2021).

Zwischendurch nahm er als Drittel des Hip-Hop-Trios Antilopen Gang das Uebel & Gefährlich auseinander. Ja, der Aachener Rapper, Sänger und halbwegs passable Bediener seines Waldorf-E-Pianos hat einen Lauf, und der geht weiter: Am Sonnabend gastierte er in der Elbphilharmonie.

Danger Dan in der Elbphilharmonie: "Autoritäre Architektur"

„Ich war noch nie hier. Ich hatte immer Angst, wenn ich mir ein Ticket kaufe, dass es nachher das elfkommavierfache kostet“, scherzte Pongratz nach seinem ersten „Wow“ in Anspielung auf die immer weiter gestiegenen Baukosten, als er in den bis auf den letzten Platz gefüllten Großen Saal blickte.

Die „autoritäre Architektur“, wie er sie nannte, steht schon im Widerspruch zu den Orten, die er sonst in Hamburg besucht: Punkerkneipen in der Hafenstraße und in der Hopfenstraße und die Rote Flora. „Also lasst uns ein paar Flora-Vibes in die Elbphilharmonie bringen“, rief er.

Hilfe aus dem Publikum wurde mit einem Bier belohnt

Wobei seine an Kreisler und Brecht erinnernden Klavierlieder jetzt nicht wirklich deplatziert wirkten. Nur mit dem Rundum-Publikum konnte er sich nicht wirklich anfreunden: „Das ist wie im Restaurant, wenn Leute hinter mir sitzen.“

Das Programm unterschied sich nur wenig von seinem Juli-Auftritt im Stadtpark. Mit „Lauf davon“, „Nudeln & Klopapier“, „Topf und Deckel“, „Ingloria Victoria“, „Das schreckliche Buch“ und Kreislers „Meine Freiheit, Deine Freiheit“ ging es in den zwei Stunden langen Abend.

Einen Hänger bei „Das schreckliche Buch“ überbrückte ein textsicherer Fan in den ersten Reihen: „Ein Bier für den Herren!“, dankte Pongratz und das Personal lieferte prompt.

Danger Dan: Als erste Zugabe kommt ein Überraschungsgast

Nach dem ersten Konzertdrittel bekam Danger Dan Verstärkung von einem Streichquartett, geleitet vom Hamburger Komponisten und Violinisten Jonathan Heck, der das Programm der Tournee auch arrangierte. Cello, Bratsche, Geigen und Piano begleiteten Texte Marke „Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok“ oder „Eine aufs Maul“.

Zumindest lyrisch war das jetzt nicht gerade Alltag in der Elbphilharmonie, allerdings war auch der lang anhaltende, sich am Ende in schier endlose Standing Ovations steigernde Applaus bemerkenswert.

Und überhaupt ist ja „alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, vor allem die Texte, die sich kritisch mit der Gesellschaft, vor allem mit dem rechten Rand, aber auch mit Pongratz und seiner eigenen Persönlichkeit („Private Altersvorsorge“) auseinandersetzen.

Vor drei Jahren hatte Daniel Pongratz beschlossen, mehr zu üben, um seine wackeligen Klaviereinsätze bei der Antilopen Gang zu verbessern – was in der Pandemie zu einem kompletten Soloalbum und Platz eins in den Charts führte.

Nicht schlecht für jemanden, der als Teenager noch Die Prinzen hörte: „Oh Sebastian, mit 14 hab’ ich dich geliebt. Aber heute, das gebe ich ganz offen zu, bist du nicht mehr so richtig mein Typ“, sang Danger Dan in der Zugabe „Die Prinzentragödie“ – begleitet von Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel, wohlgemerkt.

„Ich hab’ schon so viel gesehen, vermutlich alles, was es gibt“, hieß es im letzten Lied „Tesafilm“. Die Laeiszhalle fehlt allerdings noch in Danger Dans Sammlung. Dort spielt er am 21. Januar. Das Konzert ist ausverkauft. Was sonst?