Hamburg. Der Rapper der Antilopen Gang begeistert beim Solo-Konzert mit Streichquartett 3500 Fans. Zu Beginn macht er eine ungewöhnliche Ansage.

„Darf ich mich kurz vorstellen? Ich heiße Daniel, und ich sehe das nicht mehr ein, mich mit 39 Jahren noch irgendwo als Danger Dan vorzustellen“, begrüßt Danger Dan … ääh … Daniel Pongratz am Sonnabend 3500 Fans im Stadtpark: „Boah, seid Ihr viele.“ Es ist, wie der in Berlin lebende Rapper der Antilopen Gang mehrfach betont, sein größter Soloauftritt bislang.

Um seine wenigen Klaviereinsätze bei Konzerten der Antilopen Gang nicht immer zu verschlunzen, entschloss sich Daniel vor drei Jahren, mehr Klavier zu üben. Dann kam die Pandemie und es entstand das von seinem Idol Georg Kreisler inspirierte Album „Das ist alles von der Kunstfreiheit entdeckt“. 500 Platten wurden davon gepresst, bevor nach Veröffentlichung hastig nachgelegt wurde – Platz eins in den Albumcharts.

Danger Dan im Stadtpark – Klaviermusik statt Hip-Hop

Dass sich 3500 Menschen im Stadtpark versammeln, um Klaviermusik zu lauschen statt politisch kritischem Hip-Hop, ist schon bemerkenswert. Und das Publikum ist jede der 90 Minuten voll dabei, als Daniel am Waldorf-E-Piano, beim Auftakt „Lauf davon“ kurz abgelenkt von Jets im Landeanflug, Pandemieerfahrungen in „Nudeln und Klopapier“ süffisant verarbeitet.

Mit „Topf und Deckel“ und „Das schreckliche Buch“ sowie mit Kreislers „Meine Freiheit, Deine Freiheit“ wirft er Reichsdenkern und Querbürgern pointiert Stöcke zwischen die Demo- und Einmarschierbeine. Sobald er die Bühne verlässt, wird er deshalb wieder Morddrohungen aus dem Briefkasten fischen, wie er erzählt, aber im Stadtpark ist das urbane Publikum komplett auf seiner Seite.

Danger Dan kommt im Herbst wieder nach Hamburg

Nachdem Daniel die ersten sieben Lieder im Alleingang präsentiert hat, kommt ein Streichquartett unter der Leitung des Hamburger Arrangeurs, Komponisten und Geigers Jonathan Heck auf die Bühne. Nach ihrem Interlude mit einer Interpretation von Hans Drachs Arbeiterlied „Mein Vater wird gesucht“ begleiten sie Daniel auf seiner Reise zur „Ölsardinenindustrie“ und nach Thailand: „Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok“ zusammen mit Penélope Cruz, eine Parabel über Moral und Militanz.

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Instrumental ist das bei Lebenssatiren wie „Private Altersvorsorge I+II“ oder der Endzeitromanze „Trotzdem“ vor allem am Klavier keine große Kunst, aber alles ist insgesamt von der Kunstfreiheit gedeckt, das entsprechende Lied wird frenetisch gefeiert. Zur Belohnung gibt es drei Zugaben, den Abschluss bietet das Knochenfabrik-Cover „Filmriss“. Das passt zu Daniels Hamburg-Routine, bei Besuchen in der Hansestadt oft und gern auf dem Hamburger Berg zu versacken: Im Oktober dieses Jahres spielt er noch zwei Mal in der Friedrich-Ebert-Halle und im Januar 2023 in der Laeiszhalle.