Hamburg. Mit dem Auftritt des Kit Downes Trios ist eine vielversprechende Reihe im Club in der Neuen Flora gestartet.

Das ist doch mal eine wirklich gute Nachricht: Miho Nishimoto, hauptberuflich beim Label Warner Music verantwortlich für den Bereich Jazz, kuratiert ab sofort im Kent Club (ehemals Stage Club) in der Neuen Flora in Hamburg eine Jazzreihe – und der Auftakt am Montagabend macht unbedingt Lust auf mehr.

Mit Pianist Kit Downes, Bassist Petter Eldh und Schlagzeuger James Maddren sind gleich drei Hochkaräter am Start, die unter dem Trio-Namen Enemy firmieren und beim Münchner ECM-Label gerade mit „Vermillion“ ein ganz starkes Album abgeliefert haben. Vorerst ihr letztes dort, zieht es die Musiker doch zum finnischen Konkurrenten We Jazz, wo schon im Januar der „Vermillion“-Nachfolger erscheinen soll.

Neue Flora Hamburg: Künstlerisches Gleichgewicht des Trios

Im Kent Club liegt der Schwerpunkt vor allem auf dem bekannten Material, auch vom unbetitelten Enemy-Debüt, das bereits 2018 erschien und das Trio ausgesprochen explosiv und experimentierfreudig zeigt. Was recht gut zum eher ungewöhnlichen Bühnen-Set-up passt, sitzt Kit Downes doch mit dem Rücken zu seinen Mitstreitern, eine direkte Kontaktaufnahme ist also nicht möglich.

Aber die drei sind so eingespielt, dass nach kurzer Ruckelphase bei der ersten Nummer schnell ein organisches Ganzes entsteht. Und klar wird, dass hier nicht etwa ein Solist am (wunderbar warm und voll klingenden) Steinway sitzt, der sich dezent begleiten lässt, sondern tatsächlich ein künstlerisches Gleichgewicht herrscht, bei dem immer wieder Petter Eldh mit seinen kraftvollen Bassläufen Ausrufezeichen setzt und James Maddren am Schlagzeug komplexe Schachtelrhythmen liefert.

Für einen besonderen Höhepunkt sorgt Trompeter Percy Pursglove, Mitglied der NDR Bigband, der für eine Nummer einsteigt und das Trio zu einem bemerkenswerten Quartett erweitert. Davon würde man gerne mehr hören.

Kent Club: Zukunft des Live-Jazz in Hamburg

Das Publikum im gut gefüllten und zu diesem Anlass bestuhlten Club lauscht jedenfalls andächtig und erklatscht sich schließlich auch noch ein Zugabe, bei der erneut der Weg vom Lyrisch-Introspektiven zum Mitreißend-Explosiven kurz ist. Ein fabelhafter Abend, den die Musiker entspannt an der Bar ausklingen lassen und nebenbei ihre Debüt-CD zum Dumpingpreis von zehn Euro verkaufen. Keine Frage: Die Zukunft des Live-Jazz in Hamburg liegt ab sofort auch im Kent Club.

Infos: kentclub.de