Hamburg. Rockig-schillernd oder harmonisch- folkig: Die Hamburger Debütalben „Human Culture“ von Ina Tramp und „Der Himmel fällt“ von Schwester.

Es gibt unfassbar viele talentierte Sängerinnen und Songschreiberinnen in Hamburg, allerdings wenige, die auch mal einen raushauen. Das Pedal auf das Bodenblech knallen. Ina Bredehorn alias Deine Cousine ist eine der Ausnahmen, und definitiv auch Ina Tramp auf ihrem Debütalbum „Human Culture“ (Story Pop Records). Die gebürtige Greifswalderin mit bunt-burlesquer Vita von der Marinesoldatin bis zum Model klang 2020 auf ihrer EP „Human Robots“ dem Titel entsprechend noch elektronischer, poppiger.

„Human Culture
„Human Culture" von Ina Tramp © Story Pop Records

Das Album hingegen stellt Gitarren und mal gradlinige („I’m An Alien“), mal 70er-krautrockige Songs („Zero By Zero“) in den Vordergrund. Aber auch Asian-Fusion („Maneki Neko“), die deutsch-englische Jazz-Pop-Ballade „Pulsierendes Herz“ und die düstersüße Erzählung „Ballerina“ erweitern Ina Tramps Klanghorizonte. An Ideen mangelt es jedenfalls nicht, wobei ihre bisherigen Konzerte in Hamburg einen stärkeren Eindruck hinterließen als die doch etwas flache Produktion von „Human Culture“. Da kommt ihr Release-Konzert am 28. November in der Astra-Stube (Max-Brauer-Allee 200, 20.30 Uhr, Karten 13,60 Euro im Vorverkauf) genau richtig.

Spannender Hamburger Indie-Folk-Pop von Schwester

„Der Himmel fällt
„Der Himmel fällt" von Schwester © Pussy Empire Recordings

Und noch ein spannendes Debüt aus Hamburg: Auf Catharina Boutaris Label Pussy Empire Recordings ist das Album „Der Himmel fällt“ von Schwester erschienen. Dieses Duo, bestehend aus Keyboarderin Meike Schrader (Initiatorin der Gängeviertel-Konzertreihe „Sängerknaben & Sirenen“) und Gitarristin Agata Paulina Clasen (die Schwägerin der 2020 viel zu jung gestorbenen Soulsängerin Regy Clasen) lernte sich vor fünf Jahren bei einer Session im Wendland kennen und hat sich mit viel Zeit und noch mehr Hingabe dem ersten Album gewidmet. In zehn Songs in deutscher Sprache harmonieren Gesang und Ausdruck in mal sanften („Gebranntes Kind“), mal grob geschliffenen („Unser Haus“) Liedern.

Klanglich herrscht als „Fundament“ nicht nur im gleichnamigen Lied der Vintage-Vibe zwischen Indie und Folk mit E-Piano-Teppichen, Flatwound-Bässen und klingelnden Gitarren, und wer die ersten Alben von Sophie Hunger oder Hamburger Lieblingskünstler wie Nils Koppruch (seufz, auch zu früh gestorben) oder Joco schätzt, wird mit diesem gelungenen Erstling viel Freude haben.