Hamburg. Das soll die internationalere Ausrichtung des Programms im Club an der S Holstenstraße unterstreichen. Was noch geplant ist.

Der Name Kent ruft ganz unterschiedliche Assoziationen hervor. Die britische Grafschaft. Die kalifornische Plattenfirma. Oder auch Clark Kent, die bürgerliche Identität von Superman. Christian Gerlach schmunzelt. „Nach zwei Jahren Pandemie darf man sich tatsächlich ein wenig wie ein Superheld fühlen.“ Der Geschäftsführer hat die Corona-Zeit genutzt, um seine Spielstätte als Kent Club neu zu erfinden. Stage Club hieß der Laden gegenüber der S-Bahn-Station Holstenstraße seit 2003. Ein fester Name in der Hamburger Clublandschaft, der jedoch nicht so ein starkes Profil aufwies wie etwa Molotow oder Mojo.

Stage Club in Hamburg bekommt auch ein neues Konzept

2018 hatte Christian Gerlach den Stage Club im laufenden Betrieb übernommen – anfangs gemeinsam mit Robert Hager. Dieser hatte bis dahin die Location im Auftrag der Stage Entertainment geleitet, die im selben Gebäude ein Musicaltheater betreibt. „Dieser fließende Prozess war optimal, um überhaupt erst einmal ein Gefühl für den Ort und das Potenzial zu bekommen“, erzählt Gerlach. Die Umbenennung in Kent Club markiert somit auch eine Loslösung vom benachbarten Unterhaltungsunternehmen.

Vor allem aber soll der neue Name die internationalere Ausrichtung des Programms unterstreichen, die Gerlach zusammen mit seinem Clubleiter Holger Stein anstrebt. „Kent ist ein sehr intuitiver Name. Er gefällt uns einfach gut. Und Kent klingt für mich nach etwas, das es schon immer gibt, das beständig ist“, sagt Gerlach.

Den Pachtvertrag mit der Stage Entertainment konnte er langfristig verlängern. Daher lohne sich nun der Aufwand, mit dem geänderten Namen auch das Konzept anzupassen und die Kommunikation neu aufzusetzen. Ein Prozess, der bereits vor der Pandemie begonnen hatte und Anfang 2020 in einen Umbau mündete. „Wir waren kurz davor, das investierte Geld zurückzuverdienen“, erzählt Gerlach. Und dann kam der erste Lockdown.

Stage Club wird Kent Club – und setzt auf Diversität

„Wie so viele dachten wir, wir legen nach zwei Monaten wieder los“, erinnert sich Holger Stein. Als er dann aber doch das Kühlhaus abschalten musste, da wusste er: „Das dauert länger.“ Es folgte, wie bei vielen in der Veranstaltungsbranche, eine „Achterbahnfahrt der Gefühle“.

Die beiden laufen durch ihren Club, der unbestuhlt 500 Gäste fasst und bestuhlt etwa die Hälfte. „Das fühlt sich alles noch sehr neu an“, sagt Stein und zeigt auf den renovierten Saal. Eine urbane Beton-Ästhetik hat den einstigen roten Grundton abgelöst. Einige Verkleidungen weniger sollen gemeinsam mit einem neuen Lichtkonzept für mehr Offenheit und Klarheit sorgen. Und dank einer „Neustart Kultur“-Förderung prangt an der Wand hinter der Bühne nun eine große gewölbte LED-Wand. Eine Technik, die bisher eher bei aufwendig produzierten Arena-Shows zum Einsatz kam.

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„Wir haben uns gefragt: Wie findet eine Inszenierung und Visualisierung von Pop und Kultur in Zukunft statt“, erläutert Holger Stein, der sich sehr freut über die kreativen Möglichkeiten der Multimediafläche – vom virtuellen Bühnenbild bis hin zu Sequenzen, die genau auf die Dramaturgie eines Konzerts abgestimmt sind. Und auch inhaltlich geht der Kent Club mit der Zeit: Im Programm finden sich zahlreiche weibliche Künstlerinnen sowie Acts mit ganz unterschiedlichen Backgrounds. „Die Musikbranche beschäftigt sich immer stärker mit Diversität“, sagt Gerlach. „Daran kommt zum Glück niemand mehr vorbei.“

Es soll auch K-Pop-Partys mit Musik aus Südkorea geben

Mit einem Angebot von Konzerten über Comedy bis hin zu Live-Podcasts ist der Kent Club ohnehin breit aufgestellt. Und bei ihren Party-Reihen setzen die Betreiber auf starken Kontakt in die Szenen und Communitys. Neben bereits etablierten Tanzveranstaltungen wie „Bomba Latina“ soll es künftig unter anderem K-Pop-Partys mit angesagtem Sound aus Südkorea geben. Fehlt nur noch das Publikum.

„Kent wait to see you“ steht in großen Lettern draußen über der Eingangstür. Ein Wortspiel mit dem englischen „can’t“. Holger Stein ist optimistisch, was die Vorverkaufszahlen für die kommenden Wochen angeht.

Ein Kraftakt sei da schon eher die Suche nach qualifiziertem Personal. Zwar hätten sie den Betrieb im Herbst 2020 und 2021 jeweils kurz wieder hochgefahren. Doch verlässliche Studenten- oder Mini-Jobs sind bei einem solchen Auf und Ab natürlich nicht garantiert. Mit Kurzarbeitergeld und weiteren Hilfen konnte ein Kernteam gehalten werden, das etwa 30 Prozent der Gesamtbelegschaft ausmacht, erzählt Stein. „Jetzt bräuchten wir neue Fördermodelle für die Zeit, in der der Betrieb langsam hochfährt, aber noch nicht wieder voll ausgelastet ist. Damit wir den Beschäftigten eine Perspektive bieten können“, erklärt Gerlach.

Ein Gefühl überwiegt aber bei Holger Stein und ihm jedoch ganz deutlich: Die Motivation und der Glaube daran, dass es jetzt endlich wieder losgeht mit der Live-Kultur.