Hamburg. Das New Yorker Kammerorchester The Knights begeistert das Hamburger Publikum: Am Mittwoch findet das Konzert nochmal statt.

Ein Konzertprogramm wie ein Kettenbrief, darauf muss man erstmal kommen. Für ihr „Kreutzer Project“ hat das New Yorker Kammerorchester The Knights Potenzial und Haltung der revolutionär unkonventionellen Sonate weiterfantasiert, die Beethoven für Violine und Klavier schrieb. Tolstois Novelle, davon beeinflusst, war später die Inspiration für ein zerklüftetes Janacek-Streichquartett.

Doch das Rütteln an Genre-Grenzen ist bei dieser Indie-Band mit Streichern so seelenverwandt, dass vieldeutig mehr geht und noch dieses und jenes dazukam: frisch Zeitgenössisches, das sich mal mehr, mal weniger direkt auf den Anlass des Konzepts bezieht. Dass am Ende die Begeisterung über die Abenteuer-Reise im Großen Saal der Elbphilharmonie groß war, obwohl nicht jede Etappe komplett überzeugen konnte, spricht für die charmante Live-Begeisterungskraft dieses Ensembles, bei dem man nie vor angenehmen Überraschungen sicher sein kann.

The Knights: Jacobsen schafft es, das Publikum direkt zu begeistern

Noch nicht ausgewachsenes Violin-Konzertchen (dafür war die Knights-Besetzung zu klein und zu wenig klassisch ausbalanciert), nicht mehr umformatierte Über-Sonate. Die Vergrößerung des Beethoven-Originals erwies sich als uneindeutige Zwischengröße, da konnte der Solist Ray Chen sich mitsamt seiner schnittig satt klingenden „Defino“-Stradivari noch so energisch in die Soli werfen; diese Musik fremdelte in ihrer Substanz mit dem neuen Format. Dennoch: eine interessante Versuchsanordnung.

Ober-Knight Eric Jacobsen ist nicht direkt der allerbeste Dirigent der Welt und weiß das wahrscheinlich auch, aber, was für seine Anliegen viel wichtiger ist als nobel vollendete Schlagtechnik: he gets the job done, und er bekommt das Publikum damit sofort auf seine Seite.

Für die erste Begeisterung bedankte sich Chen mit einem Bach-Präludium, das erdete die wilde Mischung, bevor es nach der Pause mit Anna Clynes „Shorthand“ für Solo-Cello (Karen Ouzounian wechselte aus dem Tutti in die Virtuosinnen-Rolle) und etwas Drumherum weiterging. Sehr tonal, anfangs überschaubar komplex, bis es plötzlich und reizvoll ins Orientalische abbog.

The Knights in Hamburg: Beeindruckender Abschluss

Für die Kammerorchester-Fassung von Janaceks „Kreutzer-Sonate“-Quartett waren die Arrangier-Hausaufgaben gründlich gemacht worden. Die clevere Nachempfindung von dessen Klangfarben-Palette wurde ausdrucksprall gespielt, diese Adaption war wirklich reizend und überzeugend.

Mit „A Shadow Under Every Light“ kam Chen noch einmal zurück – und legte nach, in einem rasanten Potpourri mit Verweisen auf rustikale Volkslieder, die Janacek vor gut einem Jahrhundert in Böhmen und Mähren gesammelt hatte. Eine akrobatisch aufgebretzelte Version vom guten alten „Waltzing Mathilda“ – Chen wuchs in Australien auf – rundete diese Show perfekt ab.

Das Konzert wird am Mittwoch, um 20.00 Uhr, wiederholt.