Hamburg. Der aus Hamburg stammende Klangarchitekt Nils Frahm gab ein spektakuläres Konzert im Großen Saal – und trug dabei Handschuhe.

Bei Nils Frahm ist so einiges anders. Während andere Pianisten in der Elbphilharmonie zu ihrem Flügel schreiten, sprintet er auf die Bühne, zieht seine Baseball-Cap und verneigt sich vor dem Publikum im ausverkauften Großen Saal. Dann zieht er Handschuhe über, auch nicht gerade ein typisches Arbeitsutensil, und benutzt sie zum Spielen seiner Glasorgel, bevor er sich später den anderen Orgeln und Keyboards zuwendet, die wuchtig mitten auf der Bühne stehen.

Nils Frahm: "Schön, in der Elbphilharmonie zu spielen"

Neun Manuale, diverse Lautsprecher und Konsolen gehören zum Instrumentarium des in Hamburg geborenen und in Berlin lebenden Künstlers. „Ich freue mich, wieder zu Hause zu sein. Es ist surreal schön, in der Elbphilharmonie zu spielen“, begrüßt er das Auditorium nach dem ersten, etwa 30 Minuten langen Stück.

Nach zartem sphärischem Beginn auf der Glasorgel wechselt Frahm die Instrumente, drückt Tasten, dreht an Knöpfen und kreiert so Sounds, die er übereinanderschichtet, bis ein opulentes Klanggebirge entstanden ist. Rhythmisch schaukelt er mit dem Oberkörper hin und her, die Loops und Samples fangen an zu grooven. Für den Tanzclub taugt diese Art elektronischer Musik zwar nicht, aber der Rhythmus animiert manchen im Saal per Kopfnicken oder Fußwippen mitzumachen.

Elbphilharmonie-Publikum macht Tiergeräusche

Für eine Nummer benötigt der Klangkünstler die Hilfe der Zuhörerinnen und Zuhörer: Alle sollen Tiergeräusche machen, die Frahm dann mit einem analogen Tonbandgerät aufzeichnet und im nächsten Stück verlangsamt als Grundlage benutzt, um darüber andere Geräusche zu legen.

Es gibt romantische Passagen in Frahms Musik, manchmal klingen die Kompositionen durch das tiefe Dröhnen der Orgeln geradezu sakral, seine dynamische Bandbreite reicht von kristallen-zart bis wuchtig-laut, zuweilen lässt er es plätschern. Frahm ist ein Klangarchitekt, ein Baumeister der elektronischen Klänge.

Er ist immer in Bewegung und lässt sein Publikum an der Kreation seiner Stücke teilhaben, die auch aus spontanen Aktionen wie eben jener tierischen Geräuschkulisse des Auditoriums entstehen. Nach zwei Stunden inklusive zweier Zugaben verabschiedet sich dieser sympathische und zugewandte Künstler von seinen Fans. Die feiern ihn mit standing ovations.