Hamburg. Auch Ex-Stipendiat Nicolas Altstaedt brillierte beim Jubiläumskonzert der Deutschen Stiftung Musikleben in der Elbphilharmonie.

Den wichtigsten Satz der gesamten Selbstgratulations-Veranstaltung – neben all den notwendigen, verdienten Dankeschöns und Wietollaberauchs während der Umbaupausen – steuerte der Cellist Nicolas Altstaedt bei. Er sprach über das Lupot-Cello von 1821, das er einige Jahre lang leihweise spielen durfte: Es sei ein Instrument, „das mir sehr viel beigebracht hat“. Das Lernen für Musikerinnen und Musiker endet ja nicht beim ersten Berühmtgewordensein, dann wird es erst richtig heikel und anstrengend und chronisch.

Die Deutsche Stiftung Musikleben (DSM) weiß, fordert und fördert das, seit mittlerweile 60 Jahren, und auch durch die Möglichkeit, anspornende Instrumente zu nutzen, die noch einen Tick besser sind als das jeweils zwischennutzende Talent auf dem Weg nach weiter oben. Da war nun ein großes Jubiläumskonzert im Großen Saal der Elbphilharmonie fällig, mit einem Ex-Stipendiat wie Altstaedt als role model, vor allem aber mit über zwei Dutzend bunt zusammenkombinierten Hoffnungsträgerinnen und -trägern, die zeigen konnten und sollten, wie weit sie schon gekommen sind.

Elbphilharmonie: DSM setzte oft auf die Richtigen

Der Blick in die Kurz-Biografien brachte etliche Belege, dass die DSM sehr oft auf Richtige gesetzt hatte: Solo-Stellen-Inhaber in großen Orchestern waren dabei, eine Konzertmeisterin in Kopenhagen mit einer Leihgabe-Stradivari, ein jetzt schon ehemaliger Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, und etliche Mehrfach-Preisträger sowieso. Die Charisma-Bandbreite reichte von noch hohem Welpenschutzfaktor bis zu gereifter Bühnenpräsenz.

Bei manchen war die Selbstbewusstseins-Statusanzeige also schon vor dem ersten gespielten Ton an der Art des Bühnenbetretens klar erkennbar. Dass es weniger einschüchternde Säle als gerade diesen gibt, spielte womöglich auch eine Rolle, aber dennoch: So adrett und frisch gebügelt sich das erste DSM-Ensemble freundlich-verbindlich durch ein Oboenquartett von Mozart spielte, so anders, reifer und in sich ruhender war der Auftritt von Altstaedt.

Elbphilharmonie: Altstaedt brillierte mit einem Solo

Er brillierte mit dem abstrakteren, auf Erkundungsmut setzenden Solo „Trois Strophes sur le nom de Sacher“, das Henri Dutilleux einem legendären Schweizer Mäzen gewidmet hatte – ein kleiner, fein versteckter Hinweis auf die Wichtigkeit von Gönnern und Förderinnen, ohne die die Arbeit von DSM-Geschäftsführerin Bettina Bermbach für den Nachwuchs nicht zu finanzieren wäre.

Der Geiger Lewin Creuz überzeugte im entspannt gespannten Umgang mit Christian Josts Kunstflug-Etüde „Gesang des Phönix“, die Bratscherin Karolina Errera zeigte sich als tief empfindende Erzählerin mit Prokofiew und Rachmaninow. Nach der Pause und einem munter freistiligen Trio von Milhaud wurde es voller auf der Bühne, und damit beliebiger. Masse und Klasse war die Devise, zunächst mit einer Schreker-Rarität für kleines Streichorchester, danach mit Weinbergs Cello-Concertino. Gut ein Dutzend Talente, sauber zusammengehalten vom Dirigenten Aurel Dawidiuk, begleiteten die eindringlich auftrumpfende Solistin Ildikó Szabó.