Hamburg. Geigerin Midori, Cellist Antoine Lederlin und Pianist Jonathan Biss in der Laeiszhalle. Da blieb nur wenig Platz für Kritik.

Eine Stargeigerin, ein erfahrener Cellist eines der renommiertesten Streichquartette (Belcea), ein feinsinniger Pianist und Beethoven-Spezialist. Das Trio mit der japanischen Geigerin Midori, dem französischen Cellisten Antoine Lederlin und dem amerikanischen Pianisten Jonathan Biss bringt beste Voraussetzungen für einen Abend mit Klaviertrios von Beethoven. Ein „Leckerbissen“ in der Kammermusik-Reihe der Elbphilharmonie im Kleinen Saal der Laeiszhalle.

Beethoven wusste, wie er seine musikalische Visitenkarte gestalten wollte, als er sich 1793 in Wien vorstellte. Drei Klaviertrios gab er die „Opuszahl eins“, sie sollten zeigen, was der junge Komponist „draufhatte“. Zwei davon, Nr. 1 in Es-Dur und Nr. 3 in c-Moll boten Midori, Lederlin und Biss in der Laeiszhalle. Das erste kommt noch spielerisch daher in der Tradition von Haydn und Mozart.

Laeiszhalle: Beethoven bringt eigene Note ein

Aber Beethoven bringt seine eigene Note ein: munteres Hin und Her der Motive zwischen den Stimmen, ein anspruchsvoller Klavierpart, harmonische Überraschungen und vor allem rhythmische Energie. Das alles wird im c-Moll-Trio zugespitzt, düster, aufbegehrend, neu. Etwa 20 Jahre später schrieb Beethoven sein letztes, das Erzherzog-Trio, seinem Gönner Erzherzog Rudolph gewidmet. Musik mit großer Geste, die ins Sinfonische tendiert, aber immer Kammermusik bleibt.

Die drei erfahrenen Musiker kennen ihren Beethoven aus dem Effeff, das spürte man von der ersten Note an. Sie wissen genau, wann welche Stimme führend ist, wann die andere etwas leiser sein muss. Sie setzten den rhythmischen Drive gekonnt um, sie gestalteten die dynamischen Entwicklungen zwingend und differenziert. Es gelangen berührende Momente, etwa im melancholischen Andante cantabile des Erzherzog-Trios. Und doch, so professionell und auch musikalisch spannend der Abend war, der Eindruck, dass diese drei exquisiten Musiker nicht wirklich ein Trio sind, das durch tägliche Arbeit zusammengewachsen ist, bleibt.

Laeiszhalle: Kammermusik kann großartiges Gemeinschaftserlebnis sein

Wer sich noch an Konzerte des legendären Beaux Arts Trios mit dem Pianisten Menahem Pressler erinnert, weiß wie sehr Kammermusik ein Gemeinschaftserlebnis sein kann. Das Belcea Quartet, in dem Cellist Lederlin mitspielt, führt es bei jedem seiner Konzerte vor.

Der exzellente Jonathan Biss und Lederlin schienen mehr um das kammermusikalische Miteinander bemüht als Stargeigerin Midori, die zu selten den Kontakt zu ihren Kollegen suchte. Eine kleine Einschränkung, Kritik auf hohem Niveau, zwischen den Zeilen. Im Ganzen packte dieser Abend.