Hamburg. Das Tetzlaff Quartett mit einem hochinteressanten Programm in der Laeiszhalle. Doch es gab einen Wermutstropfen. Über das Konzert.
Eine Weltneuheit in der Laeiszhalle, das gibt es nicht alle Tage. Beim Portraitkonzert des Tetzlaff Quartetts sind in der ersten Hälfte die vier Mitglieder nacheinander als Solisten zu erleben, begleitet von dem Kammerorchester musica assoluta unter der Leitung von Thorsten Encke.
Den ersten Mosaikstein setzt Tanja Tetzlaff mit dem C-Dur-Cellokonzert von Haydn. Galanterie und virtuose Spielfreude bringt sie mit ihrem beredten und farbigen Spiel unmittelbar herüber, auch wenn sie ein paar Läufe vernuschelt. Hanna Weinmeister, im Hauptberuf Konzertmeisterin an der Züricher Oper und im Quartett als Bratschistin dabei, musiziert Brittens filigranes, gedankenschweres „Lachrymae“ piekfein mit dem Orchester, lässt allerdings den spezifischen Bratschensound vermissen.
Laeiszhalle: Bei den Tetzlaffs sind alle auf Augenhöhe
Die Geigerin Elisabeth Kufferath hat sich „Corale su Sequenza VIII“ von Berio aus dem Jahr 1976 ausgesucht, bei dem Solovioline und Orchester an die Bestandteile dessen gehen, was das Wesen von Klang, von Musizieren ausmacht. Kufferath beherrscht diese Parforcetour technisch souverän, wirkt aber sehr kontrolliert. Ganz anders Christian Tetzlaff, der zwei Humoresken von Sibelius aus dem Ärmel schüttelt.
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Was für ein hochinteressanter Blick hinter die Kulissen. Für das frühe Streichquartett d-Moll von Schönberg finden die vier sich dann ganz organisch zusammen. Keine Spur von solistischer Dominanz beim Primarius, hier sind alle auf Augenhöhe beteiligt. Das komplexe Werk glitzert und flirrt mal wie Schönbergs Vertonung von Dehmels „Verklärte Nacht“, mal klingt es nach spätem Beethoven. Keine Note ist zuviel, das machen die Tetzlaffs auf mitreißende Weise deutlich.
Laeiszhalle: Festwoche endet in der Elbphilharmonie
Es schmerzt, dass nur so wenige Menschen zu diesem spannenden Abend gekommen sind. Offenbar konnte nicht einmal die Tatsache, dass mit dem Konzert die hochkarätige, durch und durch ehrenamtlich tätige Hamburgische Vereinigung von Freunden der Kammermusik ihr 100. Jubiläum feiert, eine Sogwirkung entfalten. Die Festwoche endet am Sonntag mit einem Kammermusikfest im Großen Saal der Elbphilharmonie unter der Überschrift „Jahrhundert-Impressionen“. Es gibt noch Karten. Hoffentlich nicht mehr lange.