Hamburg. Tord Gustavsen und sein Trio ließ Jazzfans im kleinen Saal jubeln. Ein Auftritt, der mehr Besucher verdient gehabt hätte.

Das Jazztrio liege ihm besonders am Herzen, weil es einerseits einen intimen kammermusikalischen Rahmen schaffe, andererseits aber auch Raum für sehr vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten lasse, hat Tord Gustavsen mal in einem Interview gesagt. Was er damit meint, demonstrierte der norwegische Pianist mit seinem Trio am Montagabend im leider nur mäßig gefüllten kleinen Saal der Laeisz­halle.

Als Künstler, die auf dem traditionsreichen ECM-Label veröffentlichen, stehen Gustavsen, Schlagzeuger Jarle Vespestad und Bassist Steinar Raknes einerseits für einen meditativ-introspektiven Sound, der bei einem Stück wie „The Longing“ geradewegs zu einem sanften Herzschmerz-Soundtrack wird.

Laeiszhalle: Jazztrio mit breitem Klangspektrum

Doch die drei können auch anders, wie sie etwa bei „The Ritual“ zeigten, einer vergleichsweise wilden Soundcollage, bei der (das einzige Mal an diesem sonst tontechnisch sehr ausbalancierten Abend) das Schlagzeug zu laute Akzente setzte und der Bass immer wieder die Grenze zur Dissonanz auslotete. Da wurde es dann deutlich, das breite Klangspektrum, das auch ein konventionell besetztes Jazztrio besitzt.

Gern lasse er „Themen aus der Dunkelheit einfach auftauchen [...], bevor sie fast unbemerkt in die schattige Unterströmung wieder abtauchen“, hat Gustavsen seinen Ansatz einmal beschrieben und tatsächlich umgibt viele Stücke nicht nur auf dem aktuellen Album „Opening“ die Aura des Geheimnisvollen. Skandinavische Volksmusiken zählen dabei ebenso zum Fundus dieser Musiker, wie der Werke eines Johann Sebastian Bach, die Tord Gustavsen quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat – sein Vater war ein in der heimatlichen Kirchengemeinde sehr aktiver Pianist.

Jazztrio in Laeiszhalle: 100 Minuten Konzert, 15 Minuten Autogramme

Beim Auftritt in Kaiserslautern habe sich hinterher ein Besucher beschwert, das Konzert sei zu kurz gewesen, berichtete Tord Gustavsen in der Laeiszhalle lächelnd, deshalb werde er nun die Zwischenmoderationen verlängern.

Für eine solche Entertainment-Nummer ist er natürlich viel zu zurückhaltend, aber in Hamburg gab es ohnehin keinen Beschwerdegrund: Zu drei Zugaben ließen sich die Musiker vom begeisterten Publikum herausklatschen – und dann folgte nach gut 100 Minuten auch noch eine Autogramm-Viertelstunde am CD-Stand. Da blieben keine Wünsche offen.

Aktuelles Album als CD und LPTord Gustavsen Trio: „Opening“ (ECM)