Hamburg. Das Budapest Festival Orchestra sorgte für eine im Großen Saal des Hamburger Konzerthauses noch nicht erlebte Show.

Gerade erst hatten die Brüder Arthur und Lucas Jussen bei der Deutschen Grammophon ihr Doppel-Album „Dutch Masters“ als Hommage an die Musik ihrer Heimat herausgegeben, aber bei ihrem Auftritt mit dem Budapest Festival Orchestra am Sonntag in der Elbphilharmonie ließen sie den Ungarn für den niederländischen Part des Programms den Vortritt.

Und die machten unter der Leitung ihres zu jedem Spaß aufgelegten Chefdirigenten Iván Fischer eine richtige Show daraus. Der im vergangenen Jahr verstorbene niederländische Komponist Louis Andriessen lieferte mit seinem Stück „Workers Union“ dafür allerdings auch die passende Vorlage. Nach seinem Willen kann man das Stück in jeder nur möglichen Besetzung aufführen, ja sogar die Tonhöhen sind frei wählbar, wenn man nur die raffinierten Rhythmen dieses wahren Hits der Neuen Musik umzusetzen imstande ist und mit den jeweiligen Partnerinnen und Partnern auf einen Nenner kommt.

Elbphilharmonie: Fischer sprang von einer Gruppe zur nächsten

Und weil es nach Andriessens Auffassung bei seiner „Workers Union“ wie auf einer Baustelle auf präzise Zusammenarbeit ankommt, trugen vier Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger des Budapest Festival Orchestras zu Beginn grellgelbe Schutzhelme. Sie schlugen auf umgestülpte Wassergallonen und liegende Glasflaschen ein und setzten den Groove, in den das übrige Orchester einstieg.

Fischer, der das Event zuvor noch anmoderiert hatte, sprang in dem ganzen Chaos von einer Gruppe zur nächsten und dirigierte mit seinem Mikro. Damit in diesem ja streng im Rhythmus vorgegebenen Stück überhaupt noch Orientierung herrschte, wurden auf Roll-Leinwände die Noten projiziert und es erschienen Orchesterkolleginnen und -kollegen, die sich riesig große Notenseiten vorn und hinten über die Schulter gehängt hatten, von denen die anderen ablasen.

Elbphilharmonie: In Mozarts Konzert ging es geordneter zu

Etwas geordneter und konzerthauskonformer ging es dann in Mozarts Konzert für zwei Klaviere und Orchester KV 316a mit den Jussen-Brüdern zu. Fischer ließ die Budapester in einer für dieses Stück ungewöhnlich großen Besetzung auftreten, spreizte das Orchester aber über das ganze Podium mit den Kontrabässen mittig in der letzten Reihe und den Bläsern in den Seitenflanken auf. Wie musikalisch und jeden Takt, jeden Ton ausformend die beiden jungen Stars ihre Soloparts spielten, war unglaublich.

Arthur Jussen ließ beim Spielen den Kopf zuweilen fast auf die Tastatur sinken, während Lucas Jussen immer Sichtkontakt forderte und lebendige Impulse initiierte. Das Größte war aber sowohl in den Klavieren als auch im Orchester die unerhörte Klangsensibilität und -schönheit. Auch am Ende, in Beethovens 3. Sinfonie „Eroica“, blühten die Klangregister nur so auf und die Budapester gaben vielen Phrasen noch einmal eine Extraportion Nachdruck mit auf den Weg.