Hamburg. Der erzkonservative Katholik und seine sehr bunte Familie profitieren auch im dritten Teil der Reihe vom so albernen wie wahren Humor.

Eigentlich möchte der in Würde ergraute Monsieur Claude (Christian Clavier) nur einen Sonntagsspaziergang in seinem Heimatstädtchen Chinon unternehmen – ganz ohne Verpflichtungen. Aber es ist wie verhext: Egal wo er hinkommt, ob ins Café oder an die Promenade, schon wartet dort irgendein Schwiegersohn mit einer Ein­ladung zu einem Familientreffen auf ihn. Wie soll man da bloß zur Ruhe kommen?

Acht Jahre ist es jetzt her, dass der französische Schriftsteller und Drehbuchautor Philippe de Chauveron mit „Monsieur Claude und seine Töchter“ einen Überraschungserfolg landete – zwölf Millionen Menschen wollten den Film in Frankreich im Kino sehen, in Deutschland waren es immerhin vier Millionen.

Filmkritik: „Monsieur Claude“ mit Ironie und Charme

Im Zentrum der Geschichte steht mit Monsieur Claude ein konservativer Notar und Gaullist, der mit seiner Frau Marie (Chantal Lauby) vier Töchter hat. Natürlich sähe es Claude in seiner Borniertheit am liebsten, wenn all diese Töchter mit katholischen Franzosen ohne Migrationshintergrund liiert wären, aber daraus wird nichts: Die älteste Tochter Odile ist mit dem jüdischen Geschäftsmann David zusammen; Isabelle hat sich einen algerischstämmigen Banker namens Rachid geschnappt; Ségolène ist mit dem chinesischstämmigen Banker Chao Ling verheiratet – und im Laufe des ersten Teils wurde klar, dass die jüngste Tochter Laure sich zwar in einen Katholiken verliebt hat, dieser aber von der Elfenbeinküste stammt und schwarz ist.

Was diesen ersten Film so charmant machte – und auch im jetzt erscheinenden, dritten Teil gelingt – war der ironische Blick auf interkulturelle Vorurteile, mit denen sich nicht nur Claude immer wieder der Lächerlichkeit preisgab, sondern auch die Schwiegersöhne untereinander sowie deren Eltern. Das wurde auch im zweiten Teil sichtbar, als Claude und Marie ihrem Hochzeitsversprechen nachkamen und ihre Schwiegersöhne an der Elfenbeinküste, in Algerien, Israel und China besuchten. Das lärmend Klischee- und Klamaukhafte gehörte dazu, war aber immer noch lustig, weil alle Seiten gleichermaßen ihr Fett wegkriegten.

„Monsieur Claude“: Interkultureller Hochzeitstag

So auch im dritten Teil. Im Zeitungs­laden, damit geht es schon einmal los, trifft Claude besagten Schwiegersohn Charles von der Elfenbeinküste, der ihm auch gleich ungefragt erzählt, er werde im örtlichen Theaterstück bald den Part des Jesus übernehmen. Ein schwarzer Gottessohn, allein der Gedanke lässt Claude erblassen.

Doch eigentlich hat er andere Sorgen. Sein 40. Hochzeitstag steht bevor. Ein Abendessen mit Gattin Marie würde ihm schon reichen – aber es geht ja nicht nur nach seinen Vorstellungen. Es sind seine Töchter, die auf die Idee kommen, ein großes Fest zu veranstalten. Dazu wollen sie auch alle angeschlossenen Schwiegereltern einladen. Und hier beginnt er nun, der hemmungslose Reigen der Animositäten, der Missverständnisse und Eskalationen. Warum sollte es auch bei den jüdisch-arabischen Schwiegersöhnen, die über die gemeinsam geteilte Hecke hinweg quasi den Nahost-Konflikt nachstellen, sein Bewenden haben?

Ein Film voller Wahrheit und Klischee

Da sind etwa die Eltern von Chao (Fréderic Chau), die Claude und Marie immer noch nicht nachsehen können, was auf deren Reise nach Peking geschah: Sie klopften versehentlich an einer falschen Tür und saßen im Glauben, es einfach mit besonders abweisenden Schwiegereltern zu tun zu haben, ewig in der falschen Küche herum – ein gutes Beispiel dafür, wie der Humor der Reihe funktioniert.

Dass die Angehörigen einer Ethnie von denen einer anderen gern verwechselt werden, ist zugleich Wahrheit und Klischee und hat auch eine rassistische Komponente, die etwas mit fehlendem Interesse zu tun hat. Hier wird sie elegant mit der Peinlichkeit einer Familiensituation verquickt – sie wird dadurch nicht entschärft oder verharmlost, sondern nur besser erfahrbar. Wer den „Monsieur Claude“-Filmen Rassismus vorwirft, verwechselt Absender und Gegenstand miteinander.

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Das ließe sich noch an vielen anderen Bausteinen des Films belegen. Umwerfend komisch etwa das Verhältnis Claudes zu den Schwiegereltern von der Elfenbeinküste, Madeleine und André Koffi (Salimata Kamate und Pascal N’Zonzi). Sie sind bereits vor Beginn des Fests nach Chinon gekommen – für einen Aufenthalt von „unbestimmter Dauer“, wie sie Claude mitteilen. Aus dessen Gesicht kann man den Verdacht, sie wollten immigrieren, geradezu herausspringen sehen. So ganz unrecht kann es ihm also nicht sein, als nach Anreise aller Gäste mangels ausreichender Zimmer gelost werden muss, welches Elternpaar in der im Garten aufgeblasenen Jurte übernachten muss – und es André trifft, der sich jedoch dann dafür mit nächtlichen Trompetenkonzerten revanchiert.

Ein multinationaler Klamauk ist dieser Film, in dem zur Abrundung auch noch ein windiger Kunsthändler aus Deutschland (Jochen Hägele) auftaucht, der Marie schöne Augen macht. Wer den albernen und wahren Humor der ersten beiden Filme mochte, wird auch mit diesem Teil großen Spaß haben.

„Monsieur Claude und sein großes Fest“ 99 Minuten, o. A., läuft im Abaton, in der Astor FilmLounge, im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Holi, Koralle, Passage, UCI Mundsburg/Othmarschen-Park/Wandsbek und Zeise