Hamburg. Premiere von “Helga hilft“ in der Komödie Winterhuder Fährhaus. Man folgt den Figuren mit ihren kleinen Unzulänglichkeiten gern.
Helga nervt. Weil sie ihre Nase in Dinge hineinsteckt, die sie nichts angehen. Weil sie immer eine Idee oder einen Rat hat. Weil ihr Verhalten übergriffig ist. Dabei meint die flotte Seniorin es doch nur gut. Sie selbst nennt sich die "Mrs. Marple von Fallingbostel", ihrer Coaching-Agentur hat sie den Namen "Helga hilft" gegeben.
Das ist auch der Titel von René Heinersdorffs Komödie, die jetzt an der Komödie Winterhuder Fährhaus eine bejubelte Premiere feierte. Der Autor, Regisseur und Theaterleiter schreibt oft Stücke, die auf sehr persönlichen Erlebnissen basieren.
"Helga hilft" – bejubelte Premiere in der Komödie Winterhuder Fährhaus
In Heinersdorffs Umfeld gibt es eine Person, die große Ähnlichkeit mit Helga besitzt, und die hat er nun, gespielt von Claudia Rieschel, zur Bühnenfigur gemacht. Mit großem Koffer reist sie bei der Familie von Tina (Tina Seydel) an. Die seit zehn Jahren von Kai (Ralf Stech) getrennt lebende Hausfrau hat in diesem Jahr zum Osterfest eingeladen – weil Weihnachten in ihrer Patchwork-Familie immer im Chaos endet.
Aber sie hat die Rechnung ohne Helga gemacht. Denn die sorgt mit ihren Ratschlägen und ihren Notlügen erst so richtig für Turbulenzen. Immer wieder tritt Helga im Stück aus ihrer Rolle heraus und fragt das Publikum, ob das Spiel mit "Lüge oder Wahrheit" weitergehen solle.
Die Zuschauer votieren überwiegend für die Wahrheit, doch Helga fällt der Umgang mit diesem Votum alles andere als leicht. Sie findet immer eine Drehung, um das Geschehen in ihrem Sinne – knapp an der Wahrheit vorbei – weiterlaufen zu lassen. Aber sie meint es ja nur gut. Besonders das Schicksal von Karo (Hannah Rebekka Ehlers) hat es ihr angetan.
Die Szenen mit dem jovial-bärbeißigen Gontermann sind besonders komisch
Die ist wenige Tage vor der Hochzeit von ihrem Bräutigam Peter verlassen worden. Peter hat sich als schwul geoutet, was für seinen reaktionären Großvater Ecki (Walter Gontermann) zum Problem werden könnte. Doch der hat andere Sorgen.
Seine Lebensgefährtin Heide hat sich mit dem portugiesischen Gärtner in den Süden davongemacht. Aber auch da hat Eckis Halbschwester Helga eine Lösung in ihrer Fake-Kiste parat.
Die Szenen mit dem jovial-bärbeißigen Gontermann sind in Heinersdorffs Boulevard-Stück besonders komisch. Mit seiner Lakonie setzt er immer wieder Glanzlichter.
Viel Spaß machen dem Publikum auch die Frotzeleien zwischen den ehemaligen Eheleuten Tina und Kai. Dessen neue Lebensgefährtin wird von Tina immer als "Trulla" niedergemacht, doch Ralf Stech als Kai bewahrt bei den vielen Spitzen seiner Ex die Contenance.
Leichte Kost – genau das Richtige
Heinersdorffs Komödie ist leichte Kost und genau das Richtige für ein Publikum, dass sich zwei Stunden lang amüsieren möchte, ohne schwerwiegende Problemstellungen bewältigen zu müssen. Viele Situationen bei diesen Familientreffen sind "aus dem Leben gegriffen", wie es oft über Klischees heißt.
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Doch man folgt den Figuren mit ihren kleinen Unzulänglichkeiten und Überspanntheiten gern. Im dritten Teil nach der Pause – gefeiert wird das Erntedankfest – nimmt das Stück noch eine paar überraschende Wendungen. Und am Ende sind Ecki, Tina, Karo und Kai froh, dass Helga sich mit ihrem Koffer davonmacht. Von Familienfeiern hat jeder erst mal die Nase voll. Dabei hat Helga es doch nur gut gemeint.
"Helga hilft", Komödie Winterhuder Fährhaus (Hudtwalckerstraße 13, U1 Hudtwalckerstraße), läuft bis zum 7.8., Karten ab 24 Euro unter T. 040/4806 8080