Hamburg. Nick Mason’s A Saucerful Of Secrets in der nahezu ausverkauften Laeiszhalle mit alten Pink-Floyd-Songs begeistert gefeiert.

Wer träumt nicht manchmal davon, in die Musikgeschichte zurückzureisen? Einen Jimi Hendrix live zu erleben, wie er seine Gitarre in Brand setzt, dabei zu sein, wenn Frank Zappa die Mothers Of Invention dirigiert oder Jim Morrison bei einem Doors-Konzert die Hose runterlässt.

Doch diese Zeiten sind unwiederbringlich vorbei und selbst Pink Floyd, obgleich die Band theoretisch noch existiert, hat seit Jahrzehnten kein Konzert mehr gespielt. Ein echtes Comeback kann es nach dem Tod von Keyboarder Rick Wright (1943-2008) ja ohnehin nicht mehr geben.

Nick Mason bringt die Zeitmaschine in der Laeiszhalle gleich auf Touren

Aber da ist noch Pink-Floyd-Gründungsmitglied Nick Mason – und der Mann ist seit 2018 auf einer Mission: Mit seiner Band A Saucerful Of Secrets (benannt nach dem zweiten Floyd-Album) spielt er die frühen Songs der Psychedelic-Progrock-Giganten, also das, was vor dem mehr als 50 Millionen mal verkauften „Dark Side Of The Moon“ (1973) erschien. Am Freitagabend auch in der nahezu ausverkauften Laeiszhalle vor einem schon vor dem ersten Ton enthusiastischem Publikum, bei dem die Ü50-Fraktion klar in der Mehrheit ist.

Und die beginnt, in Erinnerungen zu schwelgen , als es Punkt 20 Uhr mit „One Of These Days“ vom Album „Meddle“ (1971) losgeht. Bassist Guy Pratt muss nur die unverkennbaren ersten Töne aus den Boxen pluckern lassen, da läuft die Zeitmaschine gleich auf vollen Touren. Patchouli-Räucherstäbchen, Grüntee aus braunen Tonbechern, selbst gebatikte T-Shirts und vielleicht auch die ein oder andere Rauchware: Das waren Zeiten...

Nun kommen die zwar nicht wieder, aber die Musik ist eben immer noch da, und Nick Mason, dieser sympathisch-bescheidene Mann im Bühnenhintergrund, bringt sie zurück. Vor 51 Jahren habe er zuletzt auf dieser Bühne gestanden, erzählt er zwischen zwei Stücken, während der „Atom Heart Mother“-Tour mit Pink Floyd. Natürlich ist von diesem Album auch etwas zu hören: Das Titelstück, umrahmt von der sanften Psychedelic-Nummer „If“.

Bei „Arnold Layne“ zeigt sich das einzige Problem des Abends

Für den größten Jubel sorgen die eher instrumentalen Klassiker „Set The Controls For The Heart Of The Sun“, „Astronomy Domine“ und natürlich das epochale „Echoes“ mit seinen mäandernden Improvisationen zu denen entsprechend abgefahrene Lichteffekte und Filmsequenzen Bühnenleinwand und Laeiszhallen-Decke illuminieren. Selbst das 60er-Jahre-Frühwerk, die Singles „Arnold Layne“ und „See Emily Play“, das die meisten hier von der einst verramschten Niedrigpreis-Zusammenstellung „Relics“ (1971) kennen dürften, ist im Programm.

Und bei „Arnold Layne“ zeigt sich dann auch das einzige Problem des Abends (wenn man es denn als solches wahrnimmt): Nick Mason’s A Saucerful Of Secrets ist keine Coverband wie The Australian Pink Floyd Show, die eine bis in die letzte Nuance originalgetreue Kopie der Klassiker anstrebt.

Sänger Gary Kemp (ehemals Spandau Ballet) klingt einfach anders als einst Syd Barrett, und wer die Nummern seit seiner Jugend viele 100-mal gehört hat, bei dem mag sich gelegentlich ein Hier-stimmt-doch-was-nicht-Gefühl einstellen. Den Jubel nach zweieinhalb Stunden mindert das aber nicht. So eine Reise in die eigene musikalische Vergangenheit ist eben vor allem eines: ein elektrisierender Jungbrunnen.