Hamburg. Die Kombination aus Lully und Molière versprach einen kurzweiligen Abend in der Laeiszhalle: „Le Poème Harmonique“ enttäuschte nicht.
Jeder war für sich ein Meister seiner Kunst. Der eine in der Musik, er setzte Maßstäbe für die Entwicklung der Oper. Der andere im Theater, er setzte Maßstäbe für die Entwicklung besonders der Komödie. Zusammen waren Lully, der Komponist, und Molière, der Schauspieler, Autor und Theaterleiter, ein Dreamteam, vielleicht weil sie beide Jean-Baptiste mit Vornamen hießen. Beide standen lange in der Gunst des Sonnenkönigs Ludwig XIV.. Der verstand und lobte den Scharfsinn und die subtile Gesellschaftskritik der zahlreichen Komödien Molières. „Tartuffe“, „Der Geizige“, „Der eingebildete Kranke“, „Der Menschenfeind“, Stücke, die noch heute gespielt werden.
Anlässlich des 400. Geburtstages von Molière (1622-1673) hat das französische Originalklang-Ensemble „Le Poème Harmonique“ unter seinem Chef Vincent Dumestre einen kurzweiligen Abend rund um eines der Erfolgsstücke des Teams Lully-Molière kreiert und in der NDR-Reihe „Das Alte Werk“ als Teil des Internationalen Musikfestes in der Laeiszhalle präsentiert: Le Bourgeois gentilhomme“ (Der Bürger als Edelmann).
Internationales Musikfest: 400 Jahre alte Musik war selten so unterhaltsam
Da werden die Bürger aufs Korn genommen, die gern vornehmer daherkommen möchten – als Adlige – als sie in Wirklichkeit sind. Das ist ziemlich aktuell. „Le Poème Harmonique“ präsentierte mit fünf exzellenten Sängern – eine Sopranistin und vier Herren – einige vor allem komische Szenen im Wechsel mit peppigen Tanzsätzen. Da machte zum Beispiel das spanische Kolorit Spass mit virtuosen Kastagnetten-Rhythmen, aber vor allem das punktgenaue, aber swingig-groovige Spiel des Orchesters.
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In den Opernszenen meist geht es um Liebesschmerzen, aber auch um die nachlassende Dichtkunst dreier alternder Herren, denen am Ende dann nur noch Tierlaute wie „Miau“, „Wuff“ oder „i-A“ einfallen. Gerade die Musik bei diesem „Trio Grotesque“ stammte nicht von Lully. Der hatte sich nämlich mit Molière zerstritten, worauf dieser in Marc-Antoine Charpentier einen guten Ersatz fand. Das Solistenquintett harmonierte und sang nicht nur prächtig, sondern punktete auch bei den humoristischen Liebeskämpfen mit schauspielerischem Talent. Selten war fast 400 Jahre alte Musik so unterhaltsam.