Hamburg. Der Superstar ging voll ins Risiko: Igor Levit zeigte sich angespannt in der Elbphilharmonie. Ein besonderer Gast hörte zu.
Es gibt Klaviersonaten von Beethoven – und es gibt KLAVIERSONATEN von Beethoven. Die „Appassionata“ ist eines dieser Stücke, die weit mehr sind als das kunstvolle Gehorchen bei der Anwendung von Kompositionsstrukturen, weil sie die Idee einer Sonate ins Epische einer Lebensaufgabe dehnen. Wenn man sich eine so furchteinflößende und selig machende Zumutung wie die Sonate Nr. 23 op. 57 vornimmt, muss man voll ins Risiko.
Die drei Sonaten davor, der Vollständigkeit wegen abzuliefern? Vorspiele, undankbar verblassend gegenüber dem Endgegner des Recitals, auch wenn Igor Levits Behandlung von Nr. 5 sie als Erbstück Mozarts verstand und das Geschwisterpaar Nr. 19 und Nr. 20 mit korrekter Verbindlichkeit durchmaß.
Igor Levit: Im Bann einer Sonate
Abend drei im Sonaten-Zyklus, den Igor Levit in dieser und in der nächsten Saison in der Elbphilharmonie spielt, stand aber ganz im Zeichen und im Bann dieser einen großen f-moll-Sonate, und auch Levit selbst war die Anspannung davor und mittendrin sowie die frohe Erleichterung nach dem Schlussakkord anhörbar.
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Seine Interpretation setzte auf Aufrichtigkeit, auf das Ausloten der dramatischen Steigerungen und der schroffen Brüche. Die Exposition im Kopfsatz: großes Drama, bis der Vorhang hochgeht; dann das wunderbar verträumt gesungene Thema im Andante mit den klug aufgefächerten Variationen, bevor der Sprung in den letzten Satz die dann noch vorhandenen Gestaltungsreserven des hart arbeitenden Virtuosen leerte wie ein Kavaliersstart den Tank.
Verdienter, euphorischer Beifall, und als Zugabe, als Blick in eine gänzlich andere Welt, die Busoni-Bearbeitung von Bachs Choralvorspiel „Nun komm, der Heiden Heiland“.
Nächster Beethoven-Sonaten-Abend: 19.11., 20 Uhr, Elbphilharmonie, Gr. Saal. Evtl. Restkarten an der Abendkasse