Hamburg. In der Barclaycard Arena gab es mal wieder eine Reise in die musikalische Vergangenheit mit der Australian Pink Floyd Show.

Punkt 20 Uhr erlischt das Licht in der Barclaycard Arena. Eine arabeske Keyboardmelodie erklingt, psychedelische Muster werden auf einen Gazevorhang projiziert, dann setzt eine markante Basslinie ein: Gespielt wird Pink Floyds „Obscured By Clouds“ aus dem Jahr 1972. Dunkel. Hart.

Ende der Siebziger rebellierte der Punk gegen Bands wie Pink Floyd. Ein Missverständnis: Feindbild war die Gigantomanie des Progressive Rock. Und wenn man heute Songs wie „Obscured By Clouds“ wieder hört, stellt man fest, dass hinter einer dicken Schicht aus Wichtigtuerei so kluge wie vielschichtige Kompositionen stecken. Bloß dass Pink Floyd Geschichte sind: Keyboarder Richard Wright ist tot, Bassist Roger Waters und Gitarrist David Gilmour reden seit Jahren nicht mehr miteinander, Gründungsmitglied Syd Barrett zog sich Anfang der 1970er aus der Öffentlichkeit zurück und starb 2006.

Die Band spielt seit 1988 Pink-Floyd-Songs nach

Live bekommt man diese Songs nicht mehr zu hören. Es sei denn, man gibt sich mit der Australian Pink Floyd Show zufrieden. Die zehnköpfige Band um Keyboarder Jason Sawford spielt seit 1988 Pink-Floyd-Songs nach, Note für Note, mit mathematischer Genauigkeit, und mit Chris Barnes ist seit 2015 ein Sänger an Bord, der den immer leicht meckernden Tonfall von Roger Waters täuschend echt imitiert. Zudem kopieren die Australier auch die Original-Bühnen, die Lightshow, die aufblasbaren Horrorfiguren, die Videos auf einer riesigen, runden Leinwand. Wenn auch mit einer kleinen Veränderung: Wo im Original allegorische Tierwesen zu sehen waren, tauchen jetzt Kängurus auf. Australischer Humor.

Auch Trump und Putin tauchen in den Videos auf

Der den Abend allerdings ein wenig in inhaltliche Schieflage versetzt. Es ist nicht so ganz klar, was diese Show eigentlich sein will: ehrfürchtige Hommage? Augenzwinkernde Ironie? Ein rhythmisch hüpfendes Aufblaskänguru passt nicht zum musikalisch beeindruckenden Nachspielen von ikonographischen Songs wie „Welcome To The Machine“ oder „Comfortably Numb“, ebensowenig wie der Versuch, die auch schon im Original eher unbeholfenen politischen Ansätze in die Gegenwart zu transportieren: Videos, auf denen Margaret Thatcher mit Josef Stalin gleichgesetzt wird, werden auch nicht origineller, wenn plötzlich Trump und Putin mitmischen.

Aber die Songs! Die sind tatsächlich großartig. So großartig, dass ihnen weder platte Ironie noch platte Aktualisierungen etwas anhaben können.