Hamburg . Beim Konzert in der Barclaycard-Arena bringt das Electric Light Orchestra Breitband-Sound mit Harmoniegesängen perfekt auf die Bühne.

Zum Schluss gibt es Chuck Berry. Mit „Roll Over Beethoven“ erweist Jeff Lynne einem Musiker seine Ehrerbietung, der entscheidend zur Entstehung des Rock ’n’ Roll beigetragen hat. Ohne Chuck Berry hätte es auch Jeff Lynne nicht gegeben, obwohl dessen Songs sich vom ungeschliffenen Rock der 50er-Jahre ein ganzes Stück entfernt haben. Aber wenn man Lieder wie „All Over The World“, „Showdown“ oder „Don’t Bring Me Down“ auf ihren Kern reduziert, bleiben schlichte Beatnummern mit einem geraden Rhythmus über, tanzbar und mit Spurenelementen des Blues. Doch als Lynne zusammen mit seinen Kollegen Roy Wood und Bev Bevan 1971 das Electric Light Orchestra gründete, hatte er einen Mix aus Klassik und Rock im Sinn. Pop wurde damals opulent.

Beim Konzert in der ausverkauften Barclaycard-Arena steht er mit zwölf Musikern auf der Bühne. Mit dabei sind drei Keyboarder, zwei Cellistinnen und eine Geigerin. Sie helfen ihm, den in den 70er- und 80er-Jahren kreierten Breitband-Sound mit den vielstimmigen Harmoniegesängen perfekt auf die Bühne zu bringen. Im Konzert ist zu hören, wie ausgeklügelt jedes Arrangement ist und wie perfekt Lynne es verstanden hat, aus einfachen Liedern große Popnummern zu machen, ohne sich dabei in langen Instrumentalpassagen zu verlieren.

ELO-Songs perfekt für die Diskothek

ELO-Songs dauern drei bis vier Minuten. Sie waren perfekt für die Diskothek, den Schützenball und die Tanzschule und sie funktionieren bis heute. Schon bei „Evil Woman“, zweites Stück auf der 19 Nummern langen Setliste, springen viele Fans von ihren Sitzen, tanzen und singen mit. Die Mehrzahl der Zuhörer in der Arena gehört zur Generation Ü50, aber es gibt auch eine ganze Reihe von jungen Fans, die genauso viel Spaß an diesem voluminösen Pop haben – auch ohne nostalgische Erinnerungen an die 70er-Jahre.

Erst seit 2014 steht Jeff Lynne überhaupt wieder mit ELO-Songs auf der Bühne. 28 Jahre lang hat der Gitarrist und Sänger keine Konzerte gegeben, sondern nur Musik anderer Künstler produziert. Tom Petty, Joe Cocker, Randy Newman und Bryan Adams sind nur einige auf der langen Liste seiner Auftraggeber. Und dann war Lynne auch Teil einer Supergruppe der populären Musik. 1988 und 1990 nahm er zusammen mit Bob Dylan, George Harrison, Tom Petty und Roy Orbison zwei Alben unter den Namen The Traveling Wilburys auf. In Hamburg erinnert er mit „Handle With Care“ an diese Formation von Ausnahmekünstlern.

Der Sound stimmt, die Zuschauer gehen mit

Mit dem schnellen Rocker „Do Ya“ hat er auch ein Lied seiner ersten Band The Move im aktuellen Repertoire. Und auch ein ganz aktuelles Lied hat es in das Best-Of-Programm geschafft: Die Ballade „When I was A Boy“ hat Lynne 2015 für das Album „Alone In The Universe“ aufgenommen. Es ist eine Rückbesinnung an die Zeit, in der seine große Karriere begonnen hat.

Auch der aktuelle Auftritt ist wie gemacht für Erinnerungen. Jeff Lynne hat sich große Mühe gegeben, um den Studio-Klang von einst so perfekt auf die Bühne zu bringen, wie es geht. Das ist ihm an diesem Abend in Hamburg außerordentlich gut gelungen. Der Sound stimmt, die Band ist perfekt eingespielt und die Zuschauer gehen mit. Besser kann ein Pop-Konzert nicht sein.