Hamburg. Jubel für Nick Mason und A Saucerful Of Secrets – und eine nostalgische Rückschau auf die legendäre Band.

Endlich darf er den Gong spielen. „Roger Waters ist ein toller Songschreiber, aber er teilt nicht gerne. Früher hatten wir nur einen Gong bei Pink Floyd, aber den benutzte Roger“, erzählt Nick Mason und erntet dafür Lacher in der ausverkauften Laeiszhalle. Mason war zwar der Schlagzeuger der britischen Psychedelic-Rockband Pink Floyd, aber wenn die ersten dumpfen Schläge von Waters’ Komposition „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ ertönten, griff der Bassist selbst zu den Schlegeln, und Mason durfte nur zusehen.

Doch bei seiner Band A Saucerful Of Secrets , benannt nach dem zweiten Album von Pink Floyd, ist der 74 Jahre alte Trommler der Chef. Erst im Mai dieses Jahres ist das Quintett zum ersten Mal in London aufgetreten. Die Resonanz war groß, kein Wunder: Mason und seine Mitstreiter spielen Musik aus der frühen Phase von Pink Floyd, die es live schon ewig nicht mehr zu hören gibt.

Bevor die fünf Musiker die Bühne in Hamburg betreten, sind lautes Vogelgezwitscher und Geräusche wie aus einem Flipperautomaten zu hören. Dann steigen Mason und seine Band mit „Interstellar Overdrive“ und „Astronomy Domine“ in die nostalgische Rückschau ein. Zu Anfang gibt es für das Auditorium gleich ordentlich was auf die Ohren, denn die Nummern aus Pink Floyds Debütalbum „The Piper At The Gates Of Dawn“ sind laut und wuchtig und geizen nicht mit Rückkoppelungen.

Mason entstaubt frühe Syd-Barrett-Werke

Lee Harris und Gary Kemp, früher bei Spandau Ballet, sind als Gitarristen wesentlich für diesen geräuschvollen Auftakt verantwortlich, während Mason dazu stoisch gerade Rhythmen trommelt. Guy Pratt (Bass) und Dom Beken (Keyboards) komplettieren die Gruppe. Das Publikum, überwiegend männlich aus der Generation Ü 60, springt nach dieser beeindruckenden Eröffnung von den Sitzen und feiert Mason und seine Band. So viel Druck und Energie hat sicher kaum jemand erwartet.

Er sei „der Herzschlag von Pink Floyd“ gewesen, lobt Gary Kemp seinen Bandleader später. Mason gehört sicher nicht zu den filigransten Drummern der Rockgeschichte, doch er hat mit seinem dunklen Getrommel auf den Tom-Toms einen eigenen Stil entwickelt, der Pink Floyds Sound mitgeprägt hat. Mason erinnert in der Laeiszhalle an den Musiker, ohne den es Pink Floyd nicht gegeben hätte: an Syd Barrett, den ersten Gitarristen des Quartetts. Bevor er die Band wegen psychischer Probleme bereits 1968 verlassen musste, hat er viele Songs geschrieben und Pink Floyd den Weg in neue Klangwelten gewiesen. Wie „Arnold Layne“, die erste Single, oder „See Emily Play“, die Mason live ebenfalls entstaubt hat.

105 Minuten dauert die Rückschau auf Pink Floyds Frühwerk, inklusive Kompositionen wie „Atom Heart Mother“, „One Of These Days“ aus dem Album „Meddle“ und natürlich „A Saucerful Of Secrets“. Nostalgie kann elektrisierend sein. Masons Konzert ist dafür ein exquisites Beispiel.