Hamburg. Die Frigoni-Brüder gründeten vor sechs Jahren das Festival 45Hertz. 2023 werden an den Messehallen mehr als 10.000 Besucher erwartet.
Die Frigoni-Brüder ergänzen sich perfekt. Julian Frigoni glänzt mit unternehmerischen Qualitäten, sein älterer Bruder Daniel ist eine nie versiegende Quelle der Kreativität.
Herausragendes Ergebnis ihrer Zusammenarbeitet ist das 45Hertz Festival, ein wilder Mix aus musikalischen Darbietungen, Kunstinstallationen und Party, zu dem sich im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Gäste auf dem Messegelände in der Nähe des namensgebenden Heinrich-Hertz-Turms einfanden.
Messe Hamburg: 45Hertz Festival – Von der Kellerdisco auf die ganz große Bühne
Auch Schmetterball XXL, ein Techno-Tischtennisturnier und familientaugliche Angebote wie Puppentheater und Mitmachzirkus sind Teil des sympathisch-absurden Festival-Potpourris.
Die Frigonis und der Rest des 45Hertz-Teams verstehen sich dabei nicht als Veranstaltende, die den sprichwörtlichen Hut alleine aufhaben. Sie fungieren vielmehr als Ideengeber, Kuratoren und Kreativitätskollektoren für das Festival, das zwischen dem 4. und 20. August einer Vielzahl einzelner Künstler und Kollektive als Schmelztiegel dienen und sie unter dem Namen 45Hertz vereinen soll.
45Hertz am Fernsehturm: Festival-Potpourri mit 2raumwohnung und Samy Deluxe
„Und dieses Jahr sind wir so bunt wie noch nie“, verspricht Daniel Frigoni. Neben Veranstaltungen aus den Bereichen Elektro („Speedway“, 12.8., 29,90 Euro) und Techno („Katermukke x Weird“, 5.8., ca. 30 Euro) ist etwa ein Konzert der Band 2raumwohnung geplant (10.8., 44,50 Euro), außerdem ein Foodfestival und ein in Zusammenarbeit mit der mexikanischen Botschaft organisierter mexikanischer Markt samt zugehöriger musikalischer Auftritte (6.8., 17 Euro).
„Ein kleiner Fanboy-Moment“ sei seine erste Begegnung mit Samy Deluxe gewesen, sagt Daniel Frigoni. Und das Geschäftstreffen war erfolgreich: Der Hamburger Rapper richtet sein erstes eigenes Hip-Hop-Kunst-Festival im Rahmen von 45Hertz aus („Blockparty Deluxe“, 13.8., ca. 60 Euro).
Hier wird der Grundgedanke des Festivals deutlich. „Subkultur und eine bekannte Marke können nebeneinander stehen, ohne sich wehzutun. Genau diesen Spirit wollen wir.“
Wie der G20-Gipfel in Hamburg zur Gründung des 45Hertz Festivals führte
Angefangen hat 45Hertz noch als „Nachbar Fried“, und zwar 2017. Im G20-Jahr also. Kein Zufall: „Ich habe mich damals gefragt: ,Wie bekommt man die Leute nach diesen unglaublich dunklen Nächten wieder zusammen?’“, erzählt Daniel Frigoni. Messe, Senat, die Anwohner aus der Schanze – sie alle seien zerstritten gewesen ob der Ereignisse beim Gipfel. Die Nachbarschaft wieder zu vereinen, das haben die Frigonis als ihre Pflicht begriffen.
Die Messe hörte damals den Ruf und vermietete den Brüdern die Fläche am Fernsehturm. Zwar hatten die Frigonis bereits Erfahrungen in der Veranstaltungsbranche gesammelt, doch ein Festival war für sie eine ziemliche Hausnummer. „Das wundert mich schon, dass die uns das zugetraut haben“, sagt Daniel Frigoni heute.
Die Festivalfrischlinge mussten schnell lernen, denn eine solche Großveranstaltung ist natürlich etwas anderes als eine Ü30-Party in Wedel. „Mehr zu beachtende DIN-Normen als auf dem Messegelände gibt’s gar nicht“, sagt Daniel Frigoni. „Da kann man nicht mal eben eine Holzbude aufbauen und sagen: ,Das ist die Bar.’“
Die Brüder übernahmen vor 16 Jahren das Shooters in Wedel
Dabei ist genau das – einfach machen, wird schon klappen – der Treibstoff für den 38-Jährigen. Angefangen hat der Wedeler als Unternehmensgründer – um sich das Studium zu finanzieren. Andere sortieren da lieber Dosen beim Discounter ins Regal oder setzen sich in ein Callcenter. Das ist risikofrei, aber vermutlich auch weniger erfüllend.
Statt auf Nummer sicher zu gehen, setzten die Geschwister mit nur 22 beziehungsweise 19 Jahren auf das Shooters, eine damals „kleine, in jeder Hinsicht dreckige Kellerdisco“ in Wedel, so Daniel Frigoni. Hier waren sie gleichermaßen Geschäftsführer, Garderobiere, Barpersonal und DJs. Inzwischen besitzen die beiden das Shooters seit 16 Jahren. Es läuft großartig – und Barpersonal haben sie mittlerweile auch.
„Ich war gründungssüchtig“, sagt Daniel Frigoni, der im Hotel Atlantic gelernt hat
Ganz klassisch gelernt hat Daniel Frigoni sein Fach zwar auch, sogar im Hotel Atlantic, doch ein typischer Angestellter wurde er nie. Stattdessen folgte immer wieder ein Projekt auf das nächste. „Ich war gründungssüchtig“, sagt er heute.
Was die Finanzen angeht, hielt ihm sein Bruder Julian den Rücken frei. „Er ist ein Manager und kann Firmen führen. Ich bewundere ihn jeden Tag“, so Daniel Frigoni.
Julian sei es, der sich rechtzeitig bei Geschäftspartnern melde, der zu Meetings einlade. „Schon mit dem Taschengeld konnte er besser umgehen als ich“, sagt der große Bruder.
Neben dem 45Hertz Festival und dem Shooters betreiben die Frigonis – bisweilen gemeinsam mit Kollegen und Freunden – eine Agentur, eine Beratungsfirma für Unternehmenskultur, das Restaurant elbe1 in Wedel, den Nachtclub PAL sowie den Rest des auffälligen, vom Dach der Messe überschirmten Backsteinbaus an der Karolinenstraße 45. Die „Karoline“ sei „ein Zwischending zwischen Bauprojekt und Kreativhaus“, geeignet für Studioaufnahmen, als Co-Working-Space, als Club, Tagungs- und Kreativzentrum.
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Finanziert haben die Brüder ihre „Karoline“ mit Eigenkrediten aus ihren anderen Firmen. „Das darf man niemals machen als Unternehmer!“, sagt Daniel Frigoni. Mächtig stolz darauf ist er trotzdem, hat ja geklappt.
45Hertz Festival 4. bis 20.8., am Heinrich-Hertz-Turm (U Sternschanze), Lagerstraße 18, Tickets je nach Veranstaltung zwischen 17 und 60 Euro via www.45hertz.com