MUSIK-HEIMATFILM: Die ausgezeichnete Dokumentation “Full Metal Village“ zeigt ein ganz besonderes norddeutsches Dorf

Wackeeeeen!" "Waggnnnn!" "Wahaaarghl!" Auf der Bühne steht Kreator. Davor stehen Zehntausende Metal-Maniacs. Und irgendwo dahinter steht auch noch der Milchbauer Klaus H. Plähn: "So macht Landwirtschaft Spaß."

Zugegeben, das Wacken Open Air ist nicht jedes guten Christenmenschen Sache, wenn Jahr für Jahr seit 1990 mittlerweile mehr als 50 000 Metal-Fans in die 1800-Einwohnergemeinde bei Itzehoe einfallen, um sich drei Tage lang das eine oder andere Bierchen zu gönnen und mehr als 50 Bands von Death bis Black Metal zu huldigen. Es ist aber auch nicht jedes guten Metallers Sache, morgens in aller Deibelsfrühe aufzustehen und Dutzende Kühe höflich, aber bestimmt in die Melkstraße zu bitten. Zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Hier das lauteste - und friedlichste - Festival Deutschlands, dort das agrargeprägte Dorf Wacken. Hier der tätowierte, langhaarige, Bier und Ravioli verschlingende Antichrist, dort Oma Irmchen, gute Christin aus Ostpreußen und immer für ein Stück Zitronenkuchen zu haben.

In diese Welt tappte 2004 eher zufällig die - jetzt wird es richtig bunt - südkoreanische Medienwissenschaftlerin Sung-Hyung Cho, geboren in Pusan und seit 1990 (das Jahr der Wacken-Premiere) in Marburg lebend. Angezogen von dem Kontrast Metal-Milchwirtschaft, dokumentierte sie über Monate den Alltag von alteingesessenen Bauernfamilien und die Änderungen und Anpassungen der Gemeinde an ein Festival, welches das Dorf weltweit bekannt machte. Im Vordergund stehen dabei die Menschen, denen Cho neugierig und mit dem Blick sowohl für das Absurde als auch das Liebenswürdige auf die Pelle rückt, angefangen bei der ersten Zigarette des Tages - drei Schachteln werden folgen - bis hin zum freiwilligen Aufräumdienst nach drei Tagen Festivalwahnsinn. Die Metaller selber, längst symbiotische Wahl-Wackener, bleiben in diesem Dorf-Porträt - das einzige Manko des Films - allerdings eher blass wie geschminkte Gothic-Metal-Fans, eine Mischung aus schwarz gekleideten Heuschrecken und Außerirdischen. Und doch: "Wacköööön rules!"

>> Full Metal Village D 2006, 90 Minuten, ohne Altersbeschränkung, R: Sung-Hyung Cho, täglich im Abaton, Zeise; Infos im Internet unter www.zorrofilm.de und www.wacken.com