Hamburg. Auf dem Hamburger Kiez werden von Donnerstag an die 80er- und 90er gefeiert. Vokuhila und Schulterpolster sind gesetzt. Vorverkauf läuft.

  • In dieser Revue geht es ums Sich-Erinnern und ums Wiederentdecken
  • Während der Proben zählte die Liste der Nostalgie-Hymnen mehr als 70 Positionen
  • Auch für die Generation Z könnte sich „Oberaffengeil“ als aufschlussreiche Zeitreise entpuppen

Mantamatte und „Oliba“ (Oberlippenbart), „Enorm in Form“ dank Aerobic und David Hasselhoff, wie er höchstpersönlich den Eisernen Vorhang niederträllert – wissen Sie noch? Im neuestem Streich des Hamburger Schmidt Theaters wird das kollektive Gedächtnis des Publikums ordentlich malträtiert. Mancher Gast dürfte kaum noch einen Blick für die rasante Show auf der Bühne haben angesichts des Films, der sich vor dem inneren Auge abspielt. Denn, das wird schnell klar, in dieser Revue geht es ums Sich-Erinnern, um das Wiederentdecken und Schwelgen.

Das wird „Oberaffengeil“ – so nämlich lautet der Titel der Show, mit der das Schmidt-Team seine Gäste von Donnerstag an zurück in ihre bombastisch-wilde, granatenmäßig-grelle, von Modesünden und Mantawitzen geprägte Jugend entführt. Die Revue lässt die zwei Jahrzehnte zwischen 1980 und der Jahrtausendwende wieder aufleben. Genauer gesagt jene 80er und 90er, wie es sie zwar nie gab, wie sie aber am liebsten erinnert werden: sorglos und ausgelassen, astrein eben.

Schmidt Theater: Die Revue „Oberaffengeil“ weckt Erinnerungen an die 8oer und 90er

Praktischerweise haben die beiden rattenscharfen Jahrzehnte, denen in „Oberaffengeil“ gehuldigt wird, ausreichend Soundtrack produziert, um ihre ekstatische Verklärung musikalisch erfahrbar zu machen. Spice Girls (die sich 1994 formierten), Rick Astley (dessen große Zeit da längst vorbei war), NDW (Neue Deutsche Welle) sowieso: Während der Proben zählte die Liste der in der Revue zumindest angerissenen Nostalgie-Hymnen mehr als 70 Positionen, erzählt der künstlerische Leiter und Komponist Martin Lingnau. Bis zur Uraufführung am 27. Juni (bereits ausverkauft) sei aber „noch viel in Bewegung“. Selbst geschrieben ist allein das titelgebende Eröffnungslied der „Oberaffengeil“-Show, alle restlichen Titel sind sozusagen „Originalsoundtrack“.

Die Revue „Oberaffengeil“ im Schmidt Theater in Hamburg entführt ihre Gäste zurück in die schrillen 1980er- und 1990er-Jahre. Die Uraufführung findet am 27. Juni statt.
Die Revue „Oberaffengeil“ im Schmidt Theater in Hamburg entführt ihre Gäste zurück in die schrillen 1980er- und 1990er-Jahre. Die Uraufführung findet am 27. Juni statt. © Schmidt Theater | Morris Mac Matzen

Zwei Jahrzehnte in zwei Stunden, das ist das Motto von „Oberaffengeil“. Acht Darstellerinnen und Darsteller schlüpfen dafür in rund 160 Kostüme und lassen zwischen Tetris-Teil-förmigen Bühnenelementen so richtig die Luzie abgehen. Wie die Idee entstand? „Wir haben Bock gehabt, unsere Jugend zu feiern und ihr ein Denkmal zu setzen“, so Komponist Lingnau (u.a. „Die Heiße Ecke“, Musical „Der Schuh des Manitu“).

Genau wie sein Kollege Heiko Wohlgemuth (u.a. „Die Heiße Ecke“, deutsche Fassung „Sister Act“), der Autor der Revue, ist Lingnau kein Unbekannter, erst recht nicht am Schmidt. Auch Regisseurin Carolin Spieß arbeitete bereits zuvor an den Bühnen der Hamburger Theaterlegende Corny Littmann.

„Oberaffengeil“ im Schmidt Theater: von a-ha bis Zauberwürfel

In jener Zeit, „als die USA noch die Guten waren“, wie es zu Beginn der Show heißt, „da waren viele, die die Revue besuchen könnten, noch gar nicht angedacht“, sagt Theaterchef Littmann. Doch auch für die Generation Z könnte sich „Oberaffengeil“ als aufschlussreiche Zeitreise entpuppen.

Zumal es derzeit einen regelrechten 90er-Boom gibt. Nicht wenige Diskotheken feiern entsprechende Motto-Partys. Wer dieser Tage mit Netzoberteil und/oder Vokuhila (der heute Mullet heißt) im Club feiert, ist topaktuell herausgeputzt. „Zu meiner Überraschung und Freude ist das ja heute alles wieder voll angesagt“, hat auch Littmann schon bemerkt.

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Was ihm persönlich als Erstes in den Kopf schießt, wenn er an die beiden längst vergangenen Jahrzehnte denkt? Weder Zauberwürfel noch Buffalos, sondern ausgerechnet Helmut Kohl, sagt er, und der Mauerfall. Doch keine Sorge, politisch geht es in „Oberaffengeil“ nicht zu. „Wir spielen Musik, an die man sich gern erinnert, die wir mit positiven Erlebnissen verbinden“, sagt Littmann. „Das ist eine Revue mit Augenzwinkern.“

„Oberaffengeil“ ab Do 27.6. im Schmidt Theater sowie ab Fr 23.8. in Schmidts Tivoli (S/U Reeperbahn), Spielbudenplatz 24–25 bzw. 27–28, Tickets ab 27,90; www.tivoli.de