Hamburg. Dirigent Sir Antonio Pappanos zeigte in der Elbphilharmonie, dass er ein wahrer Meister der dramatischen Gestaltung ist.
Man erlebt es wahrlich nicht so oft, dass ein Dirigent eines Orchesters, erst recht kein solcher der Kategorie Sir Antonio Pappanos, die Zugabe eines Instrumentalsolisten am Klavier gleich selber begleitet. Aber der designierte Chefdirigent des London Symphony Orchestras ließ sich am Montagabend in der Elbphilharmonie diese Show nicht stehlen und der Gag bot sich auch darum an, weil in dem von der niederländischen Geigerin Janine Jansen und den Londonern zuvor so grandios gespielten Violinkonzert von Samuel Barber sowieso ein Klavier besetzt war und zur Verfügung stand.
Passend zum impressionistischen Eingangswerk „D’un matin de printemps“ von Lili Boulanger, mit dem der Abend begonnen hatte, wählten die beiden ein Nocturne für Violine und Klavier dieser Komponistin aus, bei dem die Stradivari-Geige Jansens ihren zauberhaften Klang auch in einem Kammermusikstück glänzen lassen konnte.
London Symphony Orchestra in der Elbphilharmonie: Jeder Takt war mit Emotionen geladen
In Barbers Violinkonzert war es ja schon zu unvergleichlichen Klangmischungen der Solo-Violine mit den Holzbläsern oder Streichern gekommen, die dem voluminösen Ton der Stradivari mit sparsamem Vibrato und dynamischem Feintuning die größte Geltung verschafften.
Aber Jansen behauptete sich mit herrlich gestalteten Kantilenen auch gegen das ganze Orchester, scharfe dreitönige Einwürfe der Trompeten im Andante oder einen Pauker, der mit gespreizten Armen die Schlegel auf vier weit auseinanderstehende Pauken zu Beginn des Finales niedersausen ließ. Pappano erwies sich hier, aber erst recht in der Sinfonie Nr. 2 op. 27 von Sergej Rachmaninow, als Meister dramatischer Gestaltung und perfektem Spannungsaufbau.
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Beim schwungvollen Scherzo mit seinem nervösen Orchestergalopp im Mittelteil schien der Dirigent stumm mit dem Orchester zu sprechen, war sein Unterkiefer doch stets in Bewegung und die Lippen formten Worte, die bei all dem Lärm sowieso kein Musiker hätte hören können. Jeder Takt und jede der breit angelegten Melodiebögen des Russen waren unter seiner Leitung mit Emotion und Intensität geradezu aufgeladen.