Hamburg. Musikfest Hamburg: Die Symphoniker spielen zum Film „Der große Diktator“, das Publikum im Großen Saal zeigt sich hellauf begeistert.

Es ist immer wieder ein aufregendes Erlebnis, einen Kinofilm auf der riesigen Leinwand der Elbphilharmonie zu sehen. Für das gerade gestartete Musikfest mit dem Untertitel „Krieg und Frieden“ hat das Team um Intendant Christoph Lieben-Seutter Charlie Chaplins meisterhaftes Epos „The Great Dictator“ ins Programm genommen. Die Filmmusik dazu gibt es live von den Symphonikern Hamburg.

Am Pult steht ein Dirigent, der sich seit mehr als 20 Jahren mit den Kompositionen von Chaplin beschäftigt: Timothy Brock, der „Stummfilmmusik-Guru“. Brock hat im vergangenen Jahr die Partitur für den „Great Dictator“ restauriert und präsentiert sie nun in Hamburg mit dem Großensemble vor ausverkauftem Haus.

Elbphilharmonie: Die Musik nimmt man nur nebenbei wahr

Allerdings nimmt man die Musik nur nebenbei wahr: Zu gewaltig sind die Bilder der Chaplin-Satire auf Adolf Hitler und seine Schergen, die über die Leinwand flimmern. 1940 wurde Chaplins erster Tonfilm uraufgeführt, zu einer Zeit also, als Nazi-Deutschland bereits in Polen einmarschiert ist und England und Frankreich den Krieg erklärt hat.

Mit einer fiktionalen Sprache persifliert Chaplin den deutschen Diktator, nur einzelne Worte wie „Schtonk“ oder „Schnitzel“ sind in seinen Reden zu verstehen. Für Chaplin ist die Musik jedoch ein wichtiger Faktor gewesen, deshalb hat er sie zusammen mit Meredith Willson selbst komponiert. Rhythmus und Tempo sind wichtig für Chaplins komisches Spiel, die Musik nutzt er wie ein Balletttänzer.

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Besonders komisch ist das in der Barbierszene, als Chaplin als jüdischer Friseur einen Kunden zu den Klängen von Brahms‘ Ungarischem Tanz Nr. 5 rasiert. Zweieinhalb Minuten dauert die in einem Take gedrehte Szene, die Symphoniker spielen den Brahms mit Bravour. In Chaplins Musik gibt es viel martialische Marschmusik, Brock und das Orchester lassen es in diesen Passagen ordentlich krachen, aber die Partitur enthält auch eine Reihe lyrischer Momente, besonders in den Liebesszenen zwischen dem Friseur und der jungen Hannah (Paulette Goddard).

Chaplins Meisterwerk endet mit einem flammenden Appell für Frieden, Gerechtigkeit und Menschlichkeit und gegen Rassenwahn. Das begeisterte Publikum in der Elbphilharmonie applaudiert minutenlang – und würdigt damit den Dirigenten und das Orchester, aber auch diesen großen Schauspieler und Regisseur für seinen immer noch hochaktuellen Film.