Hamburg. Studie unterstreicht Wertschöpfung von Konzerten und Auswirkungen auf den Tourismus. Die Untersuchung hat auch einen Haken.

„You Never Give Me Your Money“, sangen die Beatles 1969, einige Jahre, nachdem sie in Hamburg erwachsen geworden waren. „Du gibst mir nie dein Geld.“ Aber das stimmt so gar nicht, zumindest auf Hamburg und die lokale Musikbranche bezogen. Es ist eine bedeutende Wechselwirkung, nicht nur für die Hansestadt als Wirtschaftsstandort. Kultur, Musik kosten. Aber sie sorgen auch für Arbeit, Umsatz, Gewinn. Nur über kompakte, konkrete Zahlen verfügte man nicht regelmäßig.

Am Montag stellte das Netzwerk der Hamburger Musikwirtschaft Hamburg Music Business e. V. in der Handelskammer eine „umfassende Studie zur Bedeutung der Musikwirtschaft in der Region Hamburg“ vor, erstellt vom Wirtschaftsberatungsunternehmen Oxford Economics und unterstützt von der Hamburger Behörde für Kultur und Medien und Hamburger Unternehmen der Musikbranche.

Wirtschaftsanalyse: Hamburg trägt ein Fünftel der bundesdeutschen Musikwirtschaft

Basierend auf statistischen Erhebungen und Erkenntnissen diverser Institute und Behörden, Umfragen und Recherchen erhob ein Team mit Dr. Yann Girard, Dr. Jan Sun und Sven von Wangenheim in der Studie die Wertschöpfung der Musikwirtschaft in Hamburg und den angrenzenden sieben Landkreisen, die Zahl der Beschäftigten, die steuerlichen Beiträge und weitere Effekte auf wirtschaftliche Felder wie Musiktourismus und Standortpolitik.

Dr. Yann Girard, Director of Economic Consulting von Oxford Economics, Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg, Alexander Schulz, 1. Vorsitzender Hamburg Music Business e.V., Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda und Moderatorin Diana Huth (v. l.) in der Handelskammer mit der aktuellen Studie zur Musikwirtschaft in Hamburg.
Dr. Yann Girard, Director of Economic Consulting von Oxford Economics, Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg, Alexander Schulz, 1. Vorsitzender Hamburg Music Business e.V., Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda und Moderatorin Diana Huth (v. l.) in der Handelskammer mit der aktuellen Studie zur Musikwirtschaft in Hamburg. © Thomas Ertmer | Thomas Ertmer

Insgesamt leistet die Musikwirtschaft in Hamburg, von den Labels, Veranstaltungsagenturen, Verlagen, Festivals und Clubs bis zu Instrumentenbauern, Hörfunk und Musikschulen einen Gesamtbeitrag zur Bruttowertschöpfung in Höhe von 1,03 Milliarden Euro, was 20 Prozent der bundesweiten Musikwirtschaft entspricht. Sie sorgt direkt und indirekt für mehr als 16.000 Arbeitsplätze und Steuereinnahmen von beinahe 600 Millionen Euro.

Hamburg führt im Musiktourismus-Städteranking vor Berlin

Dazu kommen weitere Effekte und Auswirkungen, wie zum Beispiel auf den Tourismus. Rund 13 Prozent aller touristischen Übernachtungen in Hamburg resultieren aus Musikreisen, bei denen Konzerte und Musikaufführungen Hauptanlässe der Reisen sind. „Die Hamburger Musikbranche regte zudem Tourismusausgaben in Höhe von 914 Mio. Euro an. Dabei fielen 433 Mio. Euro bei Musikreisen mit Übernachtungen und 481 Mio. Euro bei Tagesreisen mit dem Reisemotiv ,Besuch einer speziellen Veranstaltung‘ an“, heißt es in der Studie. Hamburg sei damit „führend im Musiktourismus-Städteranking vor Berlin und München“. Wobei die zugrunde liegenden repräsentativen Umfragen nicht aufschlüsselten, was als Reisemotiv Musik zählt. Clubs und DJ-Sets zum Beispiel sind einer der Berliner Tourismusmagneten schlechthin.

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Kultursenator Dr. Carsten Brosda (SPD) sieht einige Vermutungen bestätigt, aber auch Handlungsbedarf: „Die Studie zeigt auf beeindruckende Weise, wie stark die Musikbranche in der Freien und Hansestadt Hamburg ist. Längst ist die Musikwirtschaft nicht nur kulturell von größter Bedeutung für die Kulturstadt Hamburg, sondern auch eine zentrale Säule für den wirtschaftlichen Erfolg der Stadt. Besonders erfreulich ist, dass die Branche dank staatlicher Hilfen wie Kurzarbeitergeld und umfangreicher Landeshilfen, vor allem aber auch dank eines hervorragenden Umfelds so gut aus der Corona-Krise herausgekommen ist und nun wieder an alte Stärke anschließen kann. Die Studie gibt uns wichtige Hinweise, wie wir die Branche und die Musikkultur und damit letztlich auch die Wirtschaftskraft der Stadt weiter stärken können.“

Wirtschaftsanalyse: Die Auswirkungen von Corona sind noch nicht abschließend untersucht worden

Auch Alexander Schulz, Geschäftsführer des Reeperbahn Festivals und Vorstandsvorsitzender von Hamburg Music Business e. V., freut sich über die Zahlen: „Die Ergebnisse unterstreichen deutlich, dass unsere Branche neben der kulturellen und gesellschaftlichen Relevanz maßgebliche Impulse im gesamtwirtschaftlichen Kontext in der Region Hamburg setzt, deren Potenziale noch längst nicht ausgeschöpft sind.“

Die Krux der Studie ist: Die Datensätze stammen aus dem Jahr 2019, bevor Corona auch und besonders die Musik- und Veranstaltungsbranche weitgehend stilllegte und für radikale Umwälzungen sorgte. Allerdings wird in Prognosen angenommen, dass die Umsätze der Hamburger Musikwirtschaft 2023 mit 1,375 Milliarden Euro wieder fast das Niveau von 2019 (1,383 Milliarden Euro) erreichen werden.

Studie „Musikwirtschaftsstandort Hamburg“ online abrufbar unter www.musikwirtschaft.org/studie