Bergedorf. 200 Euro geschenkt, aber noch wird das Angebot für 18-Jährige nicht ausgiebig genutzt. Welche Einrichtungen in Bergedorf mitmachen.
Er muss einfach bekannter werden, der neue Kulturpass: In diesem Jahr wurde bundesweit eingeführt, dass alle 18-Jährigen (also Jahrgang 2005) 200 Euro bekommen, wenn sie sich registrieren, um in ihrer Umgebung kulturelle Erfahrungen zu sammeln und nachzuholen. Seit dem 14. Juni steht die KulturPass-App zum Download bereit.
Ob Konzert-, Kino- oder Museumstickets, ob Bücher, Platten oder Musikinstrumente: Die Jugendlichen haben freie Wahl, wie sie ihr Budget einsetzen. Sie brauchen lediglich ihre eID-Karte, der Online-Ausweis für digitale Dienstleistungen.
Kulturpass: Mehr Einrichtungen in Bergedorf sollen sich beteiligen
„Das hat es noch nie gegeben, das ist ein Knaller“, warb der Grünen-Politiker Heribert Krönker zuletzt im Bergedorfer Jugendhilfe-Ausschuss. Man müsse die jungen Menschen in Bergedorf dazu ermuntern, die Förderung zu beantragen: „Hier hat Kinder- und Jugendpolitik eine wichtige Aufgabe“, glaubt Krönker.
Für den Kulturpass entstehen den Jugendlichen keine Kosten, 100 Millionen Euro zahlt das Staatsministerium für Kultur und Medien und will damit etwa 750.000 Jugendliche fördern. Laut Ministerium haben rund 154.000 18-Jährige ihr Budget freigeschaltet und über 4,1 Millionen Euro Umsatz generiert.
Werbehilfe auch für die Veranstalter aus den Kulturbetrieb
Und so sollen auch die Veranstalter mit dem Kulturpass unterstützt werden. Sie haben durch die Corona-Pandemie wirtschaftliche Einbußen erlitten und müssen nun ihr Publikum zurückgewinnen.
Die KZ-Gedenkstätte in Neuengamme ist schon dabei, auch das Lohbrügger Kulturzentrum Lola, „aber auch das Bergedorfer Museum und die Geschichtswerkstatt müssen sich registrieren“, meint Krönker, der zugleich alle Bergedorfer Jugendeinrichtungen auffordert, für das neue Angebot zu werben – wobei Stefan Baumann für die beiden Clippo-Jugendclubs in Boberg und Lohbrügge spricht: „Wir haben alle angeschrieben, die bald 18 werden, aber da hat sich nichts so richtig bewegt.“
Bergedorfer Museum muss noch die Registrierung üben
Nun hat auch Bergedorfs Bezirksversammlung von dem Thema gehört, das jüngst ebenso im Kulturausschuss zur Sprache kam: „Das kann ein Erfolg werden, wenn wirklich alle mitmachen“, so Anke Bendt-Soetedjo (Grüne) – und schaut auf Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski, der sich ein wenig ziert: „Das ist eine attraktive Möglichkeit, Einnahmen zu gewinnen. Aber wir müssen uns mit der Steuernummer der Museumsstiftung zertifizieren, dabei hilft uns ein Steuerbüro“, gesteht er die zögerliche Anmeldung – samt Zweifel: „Fast alle Kinos sind dabei. Aber mal sehen, wie viele ins Museum gehen.“
Tatsächlich habe auch das Kulturzentrum Lola noch keine großen Erfahrungen sammeln könne, so Geschäftsführerin Susette Schreiter: „Es läuft noch ein bisschen holprig, wobei wir ja nicht unsere Discos, sondern Inhaltliches angeboten haben.“ Es fehle aber am Rücklauf, man wisse nicht, wofür sich die 18-Jährigen besonders interessieren: „Es ist zwar eine Form der Werbemöglichkeit, aber wir schmeißen unsere Dinge in ein schwarzes Loch“, so Schreiter.
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Bergedorfs Politiker der Linken bleiben skeptisch: „Die größten Gewinner sind wohl die Tourveranstalter von Konzerten“, meint Rudi Walter – wobei das Ministerium betont, dass die Registrierung auf lokale Kulturanbieter beschränkt ist. Große Verkaufsplattformen und Online-Versandhändler seien ausgeschlossen. Auf jeden Fall werde das Pilotprojekt aufmerksam verfolgt: Bei erfolgreichem Verlauf könne der Kulturpass in einem zweiten Schritt auch für Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren geöffnet werden.