Hamburg. Saxofonistin eröffnete mit ihrer Band die Jazzsaison in der Halle 424. Warum es ein so beglückender Abend im Oberhafen war.

Eigentlich wollte Saxofonistin Nicole Johänntgen einmal kurz frische Luft schnappen, vielleicht auch einen Blick auf das im Abenddunkel ruhig dahinfließende Wasser im Oberhafen werfen, doch die Begeisterung nach dem ersten Set ihres Quintetts in der Halle 424 ist einfach zu groß.

So viele möchten in der Pause eine der CDs kaufen, die sie mitgebracht hat, und schnell ein paar Worte mit ihr wechseln. Schließlich war die vorangegangene Stunde wirklich beeindruckend.

Jazz-Konzert: Nicole Johänntgen begeistert Publikum in Halle 424

Erstmalig ist die 42-Jährige Saarländerin, die inzwischen in der Schweiz lebt, mit eigener Band in Hamburg, und das Ambiente könnte kaum perfekter sein: ein lauer Sommerabend, ein von der ersten Minute an begeistertes Publikum und eine Bandleaderin, die so viel positive Energie ausstrahlt, dass man das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommt.

Im Mittelpunkt des Programms steht ihr Album „Robin“, das sie bereits 2016 in New York aufgenommen hat und dessen Opener „You Gotta Dance With Me“ den Groove des fröhlich-entspannten Abends vorgibt. Mit zwei Percussionisten (David Stauffacher und Roberto Hacturyan), Pianistin Manon Mullener und Bassistin Sonja Bossart hat Nicole Johänntgen erstklassige Musikerinnen und Musiker dabei, die viel mehr sind als eine Begleitband und immer wieder Raum bekommen, um eigene Impulse zu setzen – und eigene Kompositionen vorzustellen.

Konzert Oberhafen: Moderner Jazz mit kubanischem Einschlag

Modern Jazz mit kubanischem Einschlag ist natürlich ein Mitwipp-Garant, aber das ist an diesem Abend nicht alles. Nicole Johänntgen weiß auch das Publikum mitzunehmen, erzählt immer wieder kurze Anekdoten – von Free-Jazz-Sessions in New York, von ihrer Liebe zur Ornithologie oder ihrem drei Jahre alten Sohn – und bei der Coverversion von „Don’t Know Why“ (Norah Jones) animiert sie die Anwesenden sogar zum Mitsingen.

Mit der mächtig groovenden „Summer Jam“ zum Abschluss des zweiten Sets steigt die Stimmung noch einmal, Zugaben, darunter eine Nummer von Jazz-Legende Abdullah Ibrahim, sind natürlich unvermeidlich. Ein starker Auftakt für die Jazzsaison in der Halle 424, eine der schönsten Konzertlocations Hamburgs.