Hamburg. Hamburgs nächster Generalmusikdirektor gibt seinen Wiener Chef-Posten bereits zum Jahresende auf. Die Gründe.
Aufregung um den Dirigenten Omer Meir Wellber: In diesem Frühjahr, kurz nach seiner Berufung als nächster Generalmusikdirektor an der Hamburgischen Staatsoper, hatte es hinter den Kulissen der Wiener Volksoper kurz, aber heftig gerappelt. Dort hatte der in Israel geborene Dirigent erst im Herbst 2022 seinen Posten als Chefdirigent angetreten. In einem anonymen Schreiben warfen ihm Mitarbeitende des Hauses wenig später sinngemäß vor, er würde wegen des Hamburger Postens die Arbeit in Wien sträflich vernachlässigen. Es wurde bezweifelt, dass sein anderes Engagement der Volksoper die Möglichkeit „einer aufregenden Zusammenarbeit mit der Staatsoper Hamburg“ eröffne. Man solle stattdessen versuchen, Wellber ab 2025, also vorzeitig, aus seinem Wiener Vertrag zu entlassen, hieß es damals in dem Schreiben.
Dieser Krach legte sich so schnell, wie er gekommen war. Nun aber gab Meir Wellber bekannt, dass er das Wiener Amt „aus persönlichen Gründen, schweren Herzens und nach reiflicher Überlegung“ zum 31. Dezember 2023 vorzeitig verlassen wird. Er ist Vater einer achtjährigen Tochter und habe sich gerade von seiner Frau getrennt, berichtete Meir Wellber bei einem Pressegespräch in Wien. Sein Vertrag in Wien hatte eine Laufzeit bis 2027. Neben diesem Posten ist Meir Wellber seit 2019 auch Musikdirektor des Teatro Massimo in Palermo, dieser Vertrag läuft 2024 aus.
Staatsoper Hamburg: Dirigent Omer Meir Wellber verlässt Volksoper Wien vorzeitig
In Hamburg beginnt Meir Wellbers Amtszeit 2025, ursprünglich hieß es, dass Meir Wellber – parallel zur Arbeit in Hamburg – der Volksoper bis Ende August 2027 „in vollem Umfang erhalten“ bleiben werde. Mit Hamburg habe die nun verkündete Entscheidung nichts zu tun, zitierte der Wiener „Kurier“ nun Meir Wellber. Er werde Gastdirigent in Wien bleiben. Seinen Posten übernimmt der Brite Ben Glassberg, bislang Erster Gastdirigent. Meir Wellber werde in dieser Saison wie geplant die Neuproduktion von „Salome“ (Premiere am 15. September) sowie u. a. eine „Zauberflöte“, „La traviata“ und Orchesterkonzerte dirigieren. Für die Saison 2024/25 seien zwei Premieren, darunter eine Uraufführung, geplant, teilte die Volksoper mit.
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Der „Standard“ zitiert den 41 Jahre alten Musiker, dass er „Zeit zum Durchatmen und für private Prioritäten“ brauche. Er habe in der nächsten Zeit auch seine Gastdirigate an anderen Häusern reduziert, freilich habe „alles immer mit allem zu tun“, heißt es dort weiter. Glassbergs Beförderung an die Spitze sei eine „Win-win-Situation“ für die Volksoper.„Wir sind fest entschlossen, die Volksoper zu einem der aufregendsten europäischen Musiktheater zu machen“, hatte Omer Meir Wellber gemeinsam mit der Intendantin Lotte de Beer bei seiner Bekanntgabe als Volksopern-Musikdirektor versprochen.