Hamburg. Französische Synth-Pop-Band errichtet 90 Minuten lang eine Wall of Sound – ausverkauft war der Abend aber bei Weitem nicht.

Huiii. So luftig leicht wie bei M83 am Dienstag fühlte sich das Publikum im Stadtpark wohl seit Cypress Hill 2016 nicht mehr. Allerdings liegt das nicht an omnipräsenten Cannabisnebeln wie bei den US-Rappern mit dem grünen Daumen, sondern an den Klangentwürfen der französischen Band um Sänger und Komponist Anthony Gonzalez.

Seit der Gründung 2000 in Antibes verwebt M83 Dream- und Synth-Pop, Ambient, Electro und Shoegaze. Ein weites Feld irgendwo zwischen Tangerine Dream, Vangelis, Sigur Rós, Air und Tears For Fears. Zumindest kommerziell ist M83, 2009 mal Support von Depeche Mode, damit einer der Underdogs im diesjährigen Stadtpark-Programm zwischen Hollywood Vampires, Deep Purple, Cat Stevens, OneRepublic oder Bastille.

Konzert Hamburg: Band M83 legt im Stadtpark den lautesten Auftritt des Jahres hin

Selbst in der französischen Heimat läuft die Band weitgehend unter dem Radar, und entsprechend kommen in Hamburg auch nur 1800 Fans in den für das Dreifache ausgelegten Stadtpark. Allerdings wurde das Konzert auch so spontan gebucht, dass für M83 kein Platz mehr auf den Programmbannern an den Bühnenflanken war.

M83 spielte im Stadtpark großartige Zugaben. Ausverkauft war der Auftritt bei Weitem nicht.
M83 spielte im Stadtpark großartige Zugaben. Ausverkauft war der Auftritt bei Weitem nicht. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Aber trotzdem sind vielen Hörern schon Songs wie „Water Deep“ und „Oceans Niagara“, die nach dem überzeugenden Support Polar Noir alias Sandra Gern aus München den M83-Abend einläuten, begegnet.

Stadtpark Hamburg: Songs der Band M83 sind wie gemacht für Soundtracks

Die sphärischen, elegischen und mit viel Liebe zu kleinen Details arrangierten Songs sind wie gemacht für Film- und Seriensoundtracks, die in den Referenzen von Anthony Gonzalez stehen: „Versailles“, „Die Vorsehung“, „The Art Of Flight“ und weitere Streifen griffen auf seine Kompositionen oder Songs von den bislang sieben Alben zurück.

So hat der 90 Minuten lange Abend im sonnigen Stadtpark mit den Liedern „*“ (heißt wirklich so), „Earth To Sea“, „Laura“ und „Sunny Boy“ auch eher etwas von Netflix & Chill (oder: Grill) als von einem Open Air, so mächtig und manchmal sogar geradezu dissonant rockig auch die Wall of Sound ist, die die sechsköpfige Band mit durchschlagendem Erfolg unter den strengen Lautstärkeregeln des Stadtparks errichtet.


1800 Fans lauschten dem Konzert der französischen Band M83 – der Stadtpark ist für die dreifache Zahl an Zuschauern ausgelegt.
1800 Fans lauschten dem Konzert der französischen Band M83 – der Stadtpark ist für die dreifache Zahl an Zuschauern ausgelegt. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

M83 in Hamburg: Im Stadtpark gibt die französische Band großartige Zugaben

Zumindest gefühlt ist es das bislang lauteste Konzert der Saison. Das Publikum wiegt sich und tänzelt und lauscht interessiert der Musik und den sehr wenigen Worten von Gonzales. Musikalisch ist es ein gern auch mal hastigeres Lustwandeln auf Hochflor-Klangteppichen unter Schatten spendenden Melodieschirmen durch die Gärten von Versailles. Oder Winterhude.

Das ist auch das Stichwort für die letzte der vier vehement herbeigejubelten, ausgedehnt ravenden, großartig gespielten und schön beleuchteten Zugaben inklusive dem von Saxofon-Solo und Fan-Händeschütteln begleiteten Hit „Midnight City“: Das erhabene „Outro“ wurde 2015 bekannt als Intro-Lied für die „Versailles“-Serie.

So vielseitig muss man erst einmal sein, um Songs zu schreiben, die sowohl am einem Anfang als auch an einem Ende einen perfekten Platz finden. An einigen Ecken im Stadtpark roch es übrigens so komisch wie bei Cypress Hill.