Hamburg. Sebastian Falk und Carina Fiedler im Gespräch über ihre Charityreihe und das Geburtstagskonzert mit Laith Al-Deen und Alin Coen im Knust.

Es begann 2013 mit Tränen und sorgt seitdem jährlich für Freude: Am 24. August feiert die Benefiz-Konzertreihe „Knack den Krebs“ ihren 10. Geburtstag im Knust: Laith Al-Deen, Alin Coen, Charly Klauser, Michèl von Wussow und der Chor Singin’ Ida spielen dort zugunsten der Fördergemeinschaft des Kinderkrebszentrums im UKE. Ebenfalls auftreten wird der Initiator Sebastian Falk, der den Abend zusammen mit Carina Fiedler auf die Beine stellt. Das Abendblatt sprach mit den beiden über Werden und Wirken der Konzerte, Höhepunkte und die Schwierigkeit, in Zeiten der Krisen ein spendenfreudiges Publikum zu finden.

Hamburger Abendblatt: Seit zehn Jahren sammeln Sie mit jährlichen Benefizkonzerten Spenden für die Fördergemeinschaft des Kinderkrebszentrums im UKE, speziell für die Musiktherapie. Gab es dafür 2013 auch einen persönlichen Hintergrund?

Sebastian Falk: Ja, ich habe damals in meinem Bandkreis eine Freundin und Musikerin an den Krebs verloren, was die Initialzündung dafür war, uns im Kampf gegen diese Krankheit zu engagieren. Wir haben uns die Kinderkrebsstation ausgesucht und besucht, die Arbeit dort beobachtet, eine Benefiz-EP aufgenommen und das erste Konzert im Knust organisiert.

Carina Fiedler: Ich habe seinerzeit im Psychosozialen Dienst der Kinderkrebsstation gearbeitet, wie die Musiktherapie bezahlt von der Fördergemeinschaft, und so haben Sebastian und ich uns kennengelernt. Über die Zeit entstand eine feste Gemeinschaft mit allen Beteiligten, auch mit dem Knust.

Falk: Das Knust war von Anfang an dabei. Wir haben auch in der Katharinenkirche und in der Prinzenbar Konzerte gespielt, aber das Knust ist unsere Heimat, die für uns immer Enormes ermöglicht hat.

Benefizkonzert am UKE: Viele Leistungen am werden aus Drittmitteln finanziert

Der in Mannheim und Bad Vilbel (Schweiz) lebende Sänger Laith Al-Deen ist Headliner bei „Knack den Krebs“ im Knust.
Der in Mannheim und Bad Vilbel (Schweiz) lebende Sänger Laith Al-Deen ist Headliner bei „Knack den Krebs“ im Knust. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Vielleicht fragen sich manche, warum eine Kinderkrebsstation auf zusätzliche Mittel aus Spenden angewiesen ist?

Fiedler: Weil die meisten Leistungen und Angebote wie Musik- und Kunsttherapie, sozialrechtliche Beratung und Begleitung und die dazugehörigen Mitarbeitenden nicht Teil der Regelfinanzierung des UKE sind, sondern aus Drittmitteln bezahlt werden. Und der Bedarf für diese Angebote ist sehr hoch.

Hat sich vieles verändert bei „Knack den Krebs“ in zehn Jahren? Auf dem ersten schnellen Blick nehmen mittlerweile bekanntere Künstlerinnen und Künstler wie Max Mutzke oder dieses Jahr Laith-Al Deen teil.

Falk: In den ersten Jahren war es mehr wie ein Festival. Sieben Künstlerinnen und Künstler, alle mit drei Songs, am Ende noch mal alle zusammen auf der Bühne. 2019 hatten wir dann mit Max Mutzke zum ersten Mal einen Headliner, auch das Umfeld mit Hotelsponsoren und Catering und weiteren Unterstützenden wurde größer – und dann kam Corona. Da mussten wir einmal absagen und ein Konzert streamen, da hatte das Knust ja schnell die technischen Mittel.

Fiedler: Was einfacher geworden ist, ist dass sich der Name „Knack den Krebs“ etabliert hat, weil speziell die Hamburger Musikszene doch sehr familiär ist und doch unglaublich weitreichende Kontakte über die Stadt hinaus bietet.

Die Künstlerinnen und Künstler verzichten auf eine Gage

Die Künstlerinnen und Künstler spielen ohne Gage?

Falk: Die verzichten immer auf ihre Gage. Falls sie noch weitere Musikerinnen und Musiker dabeihaben, werden die natürlich bezahlt, aber zumeist winken die auch ab.

Nicht wenige Menschen sowohl auf als auch vor der Bühne sind persönlich, in ihren Familien oder Freundeskreisen, mit dem Thema Krebs konfrontiert, haben Angehörige verloren oder fürchten um ihre Liebsten. Merkt man das bei den „Knack den Krebs“-Konzerten?

Fiedler: Ja. Es haben sich alle immer dem Anlass dieser Konzerte sehr nah gefühlt, das spürte man backstage, auf der Bühne und im Publikum. Eine Gemeinschaft, und das nicht nur für einen Abend. Nicht wenige sagten „Ich komme unbedingt wieder“ und taten das auch, Pohlmann zum Beispiel.

Falk: Wir fahren ja auch keine große Show mit Feuerwerk auf, zumeist wird unplugged gespielt mit wenig Drumherum, das macht alles sehr nahbar, spontan und unverstellt. Laith Al-Deen kommt mit einem Trio, das erlebt man auch nicht alle Tage.

Die in Hamburg geborene Berlinerin Alin Coen singt bei „Knack den Krebs“ im Knust.
Die in Hamburg geborene Berlinerin Alin Coen singt bei „Knack den Krebs“ im Knust. © David Dollmann

In den vergangenen drei Jahren waren viele Menschen, Institutionen und Einrichtungen aus Kunst und Kultur, aber auch aus anderen Teilen der Gesellschaft auf Solidarität, Unterstützung und Förderung angewiesen. Gleichzeitig forderten Corona, Krisen und Kriege enorme Tribute. Sprich: Spendenaufkommen und -Bereitschaft sinken. Merken Sie das auch?

Falk: Ja. Besonders letztes Jahr war das sichtbar: Wir hatten zehn tolle Namen wie Miss Allie, Pohlmann, Alexander Knappe, aber nur mit Mühe 130 Karten im Vorverkauf erreicht. Das war schon eine herbe Enttäuschung, das war gerade die Hälfte von dem, was wir sonst erreichten.

Fiedler: Es ist definitiv rückläufig, und man hat als Veranstaltende keine Verlässlichkeit mehr. Aber das geht ja abgesehen von den großen Stars vielen so, warum sollte es uns besser gehen?

Aber der Bedarf bleibt, in diesem Fall die Musiktherapie am UKE.

Fiedler: Die ist unglaublich wichtig. Egal wie alt die Teilnehmenden sind, sie werden dort komplett abgeholt in eine andere Welt. Aus dem Alltag in einer gelinde gesagt nicht einfachen Station in einem Krankenhaus geholt. Der Musiktherapeut Gerd Kappelhoff ist ein unglaublich toller Mensch, so einen gibt es nur einmal.

Falk: Und dieses Thema ist auch an unserem Abend präsent, nicht vordergründig als schwerer Elefant im Raum, sondern als Anlass, um einen guten Abend zu haben und Gutes zu tun.

Benefizkonzert am UKE: Der Auftritt von Max Mutzke 2019 war einer der Höhepunkte

Gibt es für Sie in zehn Jahren „Knack den Krebs“ einen Moment, der besonders heraussticht?

Falk: Oh, das ist schwer. Es gab so einige Lieder, wo der halbe Saal sehr feuchte Augen hatte. Eigentlich freute ich mich schon, wenn der Laden einfach voll war. Max Mutzke 2019, das war schon cool.

Fiedler: Was Musik bewirken kann, welche Emotionen sie tragen kann, das reißt mich jedes Mal mit. 2017 in der Prinzenbar spielte Alex Diehl, den ich vorher kaum auf der Rechnung hatte, und mir liefen die Tränen. Bei seinem Soundcheck!

10 Jahre Knack den Krebs Do 24.8., 20.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 37,75 im Vorverkauf, Ak. 40,-; www.knackdenkrebskonzerte.de