Hamburg. Das KörberHaus nahe dem Bergedorfer Bahnhof glänzt mit einem nagelneuen Theatersaal und zahlreichen Mitmachangeboten.

Der Kultursenator hat Angst. Jedenfalls ein bisschen. Seine Furcht gilt den vielen Intendantinnen und Theaterleitern, die auf die Idee kommen könnten, ihre Theater mithilfe der Kulturbehörde auch so auszustatten wie das Lichtwark-Theater im Bergedorfer KörberHaus. Bei der Eröffnung im Januar hatte Carsten Brosda den Saal als „das modernste Theater Hamburgs“ bezeichnet.

Eva Nemela und Nicole Becker-Kloth haben Brosdas Rede gern gehört und sind sehr glücklich über den neuen Ort, für den sie seit Januar die Verantwortung tragen. Nemela als Vertreterin der Körber-Stiftung, mit deren Geld das neue Haus maßgeblich gebaut wurde, Becker-Kloth als Vertreterin des Bezirks Bergedorf, das gemeinsam mit der Stiftung die 25 Millionen Euro Baukosten für diesen Ort mitten im Herzen Bergedorfs aufgebracht hat.

Theater Hamburg: Bergedorf hat das bestausgestattete Privattheater der Stadt

Das KörberHaus vereint zwei Institutionen unter einem Dach, die es nicht mehr gibt: das Lichtwarkhaus, das zugleich Awo-Senioren- und Jugendtreff war, und das Haus im Park mit seinem großen Theatersaal und seiner Seniorenbegegnungsstätte. „Die Idee war, ein Haus für alle Generationen und alle Kulturen zu schaffen und damit in die Mitte von Bergedorf zu ziehen“, sagt Eva Nemela.

Das KörberHaus glänzt mit seinem nagelneuen Theatersaal, doch der Ort, nur wenige Minuten vom Bergedorfer Bahnhof entfernt, ist vor allem eine wichtige kulturelle und soziale Begegnungsstätte, in der auch die Bücherhalle eine neue Heimat gefunden hat und in der verschiedene Organisationen die Räume nutzen können.

Attraktiv wird das KörberHaus auch durch Gastspiele mit prominenten Künstlern

Nemela und Becker-Kloth sind für die Verteilung der Räume und der Organisation des Hauses zuständig. „Das Bezirksamt vergibt an gemeinnützige und private Organisationen, die Körber-Stiftung nur an gemeinnützige. Einmal in der Woche stimmen Frau Becker-Kloth und ich uns über die Themen rund ums KörberHaus ab“, so Nemela.

Attraktiv wird das KörberHaus durch das Theaterprogramm und Gastspiele mit prominenten Künstlern. Seit 25 Jahren arbeitet die Körber-Stiftung im Haus im Park mit der Stäitsch zusammen, dem Privattheater, das unter der Intendanz von Axel Schneider das Altonaer Theater, die Kammerspiele, das Harburger Theater und eben das KörberHaus bespielt. „Als das Haus geplant wurde, durfte die Stäitsch einen Wunschzettel zur technischen Ausstattung abgeben, und wir haben versucht, möglichst viele Wünsche zu erfüllen“, sagt Nemela.

Katharina Thalbach, Wladimir Kaminer und Reinhold Beckmann waren bereits zu Gast

Maßgeblich haben Techniker der Stäitsch an der Planung des Saales mitgewirkt. Das Lichtwark-Theater mit seinen 458 Plätzen hat unter anderem eine elf Meter hohe Leinwand, die auch von hinten angestrahlt werden kann. Es gibt eine Vielzahl von Seilzügen, die aufwendige Bühnenbilder ermöglichen und digital gesteuert werden; im Backstage-Bereich gibt es auf drei Etagen Garderoben, Räume für Maskenbild, Technik, Produktion, Requisiten. Eben das „am besten ausgestattete Privattheater Hamburgs“.

Seit der Eröffnung Anfang des Jahres waren hier unter anderen die Komiker Matthias Richling, Bernd Stelter und Johann König zu Gast, Katharina Thalbach und Wladimir Kaminer haben gelesen, Reinhold Beckmann hat mit seiner Band gerockt, und als Theaterstücke gastierten Inszenierungen von „Der Richter und sein Henker“, „Die Deutschlehrerin“ und „Herzlich Willkommen“, der vierte Teil der Kempowski-Saga. Meistens vor vollem Haus.

KörberSaal wird für Lesungen, Konzerte oder das beliebte Kneipenquiz genutzt

Als zweiten Veranstaltungsraum gibt es den im ersten Stock gelegenen KörberSaal. Er besitzt eine multifunktionale Bühne, Livestreamtechnik und Dolmetscherkabinen. Er wird genutzt für Lesungen, Konzerte, Podiumsdiskussionen oder das beliebte Kneipenquiz.

An jedem zweiten Freitag im Monat treffen sich hier Senioren der Generation Ü60 zur Faltenrock-Party, die vom Gängeviertel den Sprung in den Hamburger Osten geschafft hat. Da wird getwistet und gerockt, überwiegend zu Hits aus den 60er- und 70er-Jahren auf. „Bei Musik aus den 90ern wird schon gemurrt“, weiß Eva Nemela. 120 bis 150 musikbegeisterte Tänzerinnen und Tänzer kommen im Schnitt zu der angesagten Party. Das Besondere an vielen Veranstaltungen ist, dass kein Eintritt verlangt wird. „Wir als Stiftung wollen ein Angebot an alle machen und nehmen deshalb keinen Eintritt“, sagt Nemela.

Abiturienten lernen für Prüfungen, Senioren treffen sich im Computerclub

Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Zentrums ist die Möglichkeit für Interessierte, selbst aktiv zu werden und Angebote zu machen. Die Körber-Stiftung stellt Flächen und Angebotsräume kostenfrei oder gegen eine Reinigungspauschale zur Verfügung. Im „Freiraum“ haben sich gerade eine Handvoll Abiturienten versammelt, um gemeinsam für die Prüfungen zu lernen, in einem anderen Seminarraum trifft sich der Computerclub für Senioren, im Theatersaal findet am Abend ein Konzert mit engagierten Nachwuchsmusikern statt.

Etwa 50 Veranstaltungen pro Woche gibt es im KörberHaus. „Das Haus wird sehr gut angenommen. Am Tag des offenen Theaters im Januar hatten wir an einem Nachmittag 4000 Besucher und kamen an die Grenze unserer Kapazität“, erzählt Nicole Becker-Klodt.

Theater Hamburg: Angebote im KörberHaus sind sehr vielfältig

Die Angebote im KörberHaus sind vielfältig: Chöre proben hier, es gibt einen Gesprächskreis zu internationaler Literatur, eine polnische Theatergruppe nutzt die Räume, die Körber-Stiftung bietet täglich bis zu zehn Kurse zu unterschiedlichen Themen an. Und ein großes Konzert ist auch wieder angekündigt: Am 15. Juli bringen der Alumni-Chor der Universität Hamburg und das Kreiskammerorchester Ostholstein mit zahlreichen Solistinnen und Solisten Johannes Brahms’ „Deutsches Requiem“ zur Aufführung.

Infos unter www.koerberhaus.de