Hamburg. Geschäftsführer Tobias Rempe stellte das Programm des Ensembles Resonanz für die nächste Saison vor. Da ist auch Wut im Spiel.

Es brummt gerade beim Ensemble Resonanz. Und zwar so richtig. 120 Konzerte absolviert das Kammerorchester in dieser Spielzeit. Das ist rekordverdächtig. Aber natürlich kein Grund, sich auszuruhen. Weil die steigenden Kosten das ohnehin schwierige Wirtschaften eines freien Ensembles zusätzlich erschweren. Und weil es ohnehin zum künstlerischen Selbstverständnis des Musikerinnen-und-Musiker-Kollektivs gehört, immer auf der Suche zu bleiben.

Ensemble Resonanz: Große Pläne für die neue Saison

Das spiegeln auch die Pläne für die kommende Saison, die Geschäftsführer Tobias Rempe jetzt vorgestellt hat. Obwohl sich das Ensemble Resonanz stark über seine demokratische Struktur definiert und bewusst auf eine künstlerische Leitung verzichtet, nimmt die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Riccardo Minasi aktuell einen großen Raum ein. Mit ihm verfolge das Ensemble einen eigenen Ansatz der historisch informierten Aufführungspraxis, wie Rempe betont.

Der ist gleich zu Beginn der neuen Saison zu erleben, im ersten Konzert der „Resonanzen“-Reihe Mitte September, wenn Minasi in der Elbphilharmonie die „Linzer“ Sinfonie von Mozart dirigiert; in Kombination mit dem Violinkonzert von Beethoven sowie einem Werk von Jörg Widmann und einer Uraufführung des Hamburger Komponisten Gordon Kampe. Auch im fünften und sechsten „Resonanzen“-Konzert steht Minasi am Pult, mit einem Repertoire von Corelli bis Brahms und Berlioz und mit Gästen wie dem Geiger Ilya Gringolts und der Sopranistin Veronique Gens.

Auch die zeitgenössische Musik hat eine zentrale Rolle im Programm

Neben Barock, Klassik und Romantik spielt, wie gewohnt, die Neue und die zeitgenössische Musik eine zentrale Rolle im Programm. Unter Führung der Bratscherin Tabea Zimmermann verbindet das Ensemble Resonanz das großartige Streichoktett von George Enescu in einer Fassung für Streichorchester mit Musik von Grazyna Bacewicz; Mitte Januar, im Programm „Seltene Erde“, erklingt die nachgeholte Hamburger Erstaufführung eines Auftragswerks von Milica Djordjević. Ihr Schlagzeugkonzert „Jadarit“ ist ein wütender Aufschrei gegen die Ausbeutung der Natur.

Solche inhaltlichen Akzente zeigen den Willen, sich mit der Musik in aktuelle Debatten einzumischen und Stellung zu beziehen. Das Ensemble Resonanz sieht seinen Platz nicht im Elfenbeinturm, sondern mitten in der Gesellschaft. Der Anspruch, zeitgenössisch und relevant zu sein, offenbart sich auf verschiedenen Ebenen.

Ensemble Resonanz: Der Blick wird über die Grenzen der Klassik hinaus erweitert

Etwa in der Zusammenarbeit mit der Szenografin Annette Kurz, die als Residenzkünstlerin mit dem Ensemble neue Wege der Konzertpräsentation inszeniert. In der Bereitschaft, immer wieder frische Formate zu entwickeln, oft in Kooperation mit der Education-Abteilung der Elbphilharmonie. Und in der Neugier auf musikalische Begegnungen, die den Blick über die Grenzen der Klassik hinaus erweitern. So trifft das Ensemble Resonanz im November auf Kayhan Kalhor, einen Virtuosen der persischen Streichlaute Kamancheh, und auf die wunderbare kurdische Sängerin und Kultfigur Aynur.