Hamburg. Musiker präsentierten reduzierte Fassung von Bachs Werk. Doch der Aufbau verwunderte und ein Tenor war schlicht überfordert.

Bach ist wohl der Komponist, dessen Musik am häufigsten bearbeitet wurde. Er hat sich sogar bei sich selbst bedient und seine Musik in anderem Kontext verwendet. Ein paar Jahrhunderte später ist das jazzige „Play Bach“ von Jacques Loussier nur ein Beispiel aus neuerer Zeit. Mit Bach geht das einfach gut, weil seine Musik so stark ist und eine Menge aushält.

Vor ein paar Jahren hat das Ensemble Resonanz das „Weihnachtsoratorium“ mit E-Gitarre, Keyboard, Trompete aufgeführt. Das funktionierte ganz gut und hat bei Fans Kultstatus erreicht. Im vergangenen Jahr haben sich die Musiker vom Feldstraßen-Bunker Bachs „Johannespassion“ vorgenommen und jetzt im Kleinen Saal der Laeiszhalle präsentiert. Mit dabei: zwei hochklassige Sängerinnen und drei Sänger mit etwas Mühe.

Ensemble Resonanz mit eigener "Johannespassion" – nicht gut geprobt

Einen veritablen Chor gibt es bei dieser reduzierten Fassung nicht, aber der gehört bei Bach nun mal ganz wesentlich dazu. Also singen die Musiker manchmal selbst, oder die Solisten übernehmen Teile des Chors. In der Johannespassion haben die Chöre eine starke dramatische Funktion, beim Hin und Her zwischen Pilatus und dem Volk etwa. Das muss packen, und das ist von Bach rhythmisch verzwickt komponiert. Es muss gut geprobt sein. War es aber an vielen Stellen leider nicht.

Im Orchester glänzte Trompeter Markus Schwind, der in so manche Bläserpartie sensibel und intonationssicher schlüpfte. Solistischen Streichern und Streicherinnen gelang das weniger. Im Prinzip wurde unter Auslassung von ein paar Rezitativen, Arien oder Chören die gesamte Passion geboten.

Ensemble Resonanz in der Laeiszhalle: Der Tenor war schlicht überfordert

Warum die Sopran-Arie „Zerfließe, mein Herz“ – großartig von der fantastischen Hanna Herfurtner gesungen – vom Schluss der Passion vor den eigentlichen Beginn gestellt wurde, bleibt ein Rätsel. Rätselhaft auch, warum bei den männlichen Solopartien nicht bessere Sänger engagiert wurden.

Besonders Tenor Robert Sellier war schlicht überfordert als der so wichtige Evangelist. Ansonsten setzte das Ensemble Resonanz auf (oft zu) flotte, ruppige Tempi. Vom Zauber eines ruhigen Chorals, der nur von der großartigen Hanna Herfurtner und einer Gitarre geboten wurde, hätte es ein bisschen mehr sein dürfen.