Hamburg. Von den Folgen der Krise keine Spur: Großer Jubel um die Musikgruppe, die auf der Bühne der Laeiszhalle sichtlich viel Spaß hatte.

Wenn in Hamburg auf etwas Verlass ist, dann auf die „Jazz Piano“-Reihe im Kleinen Saal der Laeiszhalle. Mögen Veranstalter sonst auch weiterhin im Post-Corona-Krisenmodus sein und sorgenvoll auf halbleere Säle blicken, hier ist der Andrang nach wie vor riesengroß. Was einerseits daran liegt, dass es sich um eine Abo­reihe handelt, die Kartenkaufentscheidung von vielen Besucherinnen und Besuchern also nicht immer wieder neu getroffen werden muss.

Aber ebenfalls an der enormen musikalischen Qualität. Und die ist unabhängig von großen und etablierten Namen, auch im Fall von Gerald Clayton, der mit seinem aktuellen Trio nach Hamburg gekommen ist und sich erst einmal ausdrücklich darüber freut, nach der Pandemie wieder live vor „echten Menschen“ spielen zu können.

Laeiszhalle: Am Flügel wirkt Gerald Clayton würdevoll und gelassen

Ein internationaler Star ist der in den Niederlanden geborene US-Pianist nicht, auch wenn er inzwischen auf dem legendären Blue-Note-Label veröffentlicht, aber einer dessen Klangsprache sofort in den Bann zieht. Wie er da am wundervoll warm klingenden Steinway-Flügel sitzt, erinnert er im Profil an den großen Duke Ellington, strahlt eine enorme Würde und Gelassenheit aus, ohne dabei je abgehoben zu wirken.

Mit geschlossenen Augen schwelgt er in den Melodien, lässt die Finger wandern, verliert sich jedoch nie in ziellosen Improvisationen. Das gilt für „Water’s Edge“ vom aktuellen Album „Bells On Sand“ ebenso wie für das ältere „Deep Dry Ocean“ von „Life Forum“ (2013) oder seine Interpretation einer Nummer von Bass-Ikone Paul Chambers (1935–1969).

Laeiszhalle: Langer Applaus und große Euphorie beenden den Abend

Eigentlich ist dies ein ganz normales Konzert, aber an diesem Dienstagabend hat der Auftritt des Gerald Clayton Trios etwas von einer lockeren Session im Studio oder in einem New Yorker Jazzclub in den frühen Morgenstunden.

Was insbesondere an Schlagzeuger Greg Hutchinson und Bassist Joe Sanders liegt, die sichtlich Spaß am musikalischen Dialog haben, sich gegenseitig beobachten und immer wieder befeuern, auch mal die Richtungsvorgabe des Chefs am Piano mit einem fragend schiefgelegten Kopf oder dem überraschten Aufreißen der Augen kommentieren. Manchmal singt Sanders ein paar Takte mit, dann wieder fordert Hutchinson das Publikum zum Mitschnippen auf.

Eine Gute-Laune-Offensive, die die Anwesen im Sturm nimmt. Großer Beifall nach gut 80 Minuten plus einer Zugabe und drei Musiker, die bis zum letzten Abschiedswinken sichtlich die Euphorie im Saal genießen.