Hamburg. Der polarisierende Ex-Pink-Floyd-Kopf gastiert in der Barclays Arena. Die Polizei äußert sich im Vorfeld zur Gefahrenlage.

Als Chefdenker hinter dem Sound-und-Schau-Spektakel Pink Floyd ist Roger Waters wohl das, was man eine lebende Legende nennt. Mit Konzeptalben wie „The Wall“ und bombastischen Arrangements – Kritiker nannten und nennen sie gerne prätentiös oder halten sie für verschwurbelten Progressive-Rock-Quatsch – schrieb der Engländer Popgeschichte.

Sein Polit-Aktivismus steht der ungetrübten Rezeption seines Werks so oder so schon lange im Weg. Waters‘ notorische Stellungnahmen zum Weltgeschehen und sein durch keinerlei Zweifel an dessen Vielschichtigkeit angekränkeltes Sendungsbewusstsein sind gerade in Deutschland für viele ein Ärgernis.

Roger Waters: seit Langem Unterstützer einer Anti-Israel-Kampagne

Wie so vieles, was er verbal äußert, sind die Holocaust-Relativierungen tatsächlich unerträgliches Zeug – dass Waters die in Deutschland zu Recht als antisemitisch eingestufte Anti-Israel-Kampagne BDS unterstützt, obwohl bei deren Demos von manchen Teilnehmern offen Judenhass propagiert wird, könnte ein schlagender Hinweis auf das politisch vielleicht vorherrschende Programm des so mitteilsamen Musikers sein, der bald 80 wird.

Dieses Programm heißt Komplexitätsreduktion, anders ist unter Umständen nicht zu verstehen, warum Waters und andere Israel-Gegner bei durchaus berechtigter Kritik zum Beispiel vergessen, dass im arabischen Raum Israel das Existenzrecht abgesprochen wird.

Schwein mit Judenstern: In Frankfurt sollte ein Konzert abgesagt werden

Gegen die Bemühungen in Deutschland, Waters‘ Konzerte zu verbieten, hat er sich unter Berufung auf die Kunst- und Meinungsfreiheit erfolgreich gewehrt: In Frankfurt wird der Mann, in dessen Bühnenshow ein Ballon in der Form eines Schweins mit Abbildungen des Davidsterns und mehreren Firmenlogos Bestandteil war, nun doch auftreten können.

Wie in Hamburg, wo ein Auftrittsverbot aber ohnehin nie Thema war und am Sonntag in der Barclays Arena das erste Deutschland-Konzert von Waters‘ „This Is Not A Drill“-Tournee stattfindet. Die Polizei Hamburg teilte nun auf Anfrage mit, es lägen ihr „bislang keine Hinweise auf zu erwartende Störungen“ vor. Erwartet wird also kein Aufeinandertreffen von Israel-Kritikern und BDS-Gegnern. „Einsatzkräfte“, so die Polizei, würden aber dennoch „präsent sein – das ist bei Konzerten in der Arena aber üblich“.

In Paris, ist zu hören, sparte Waters am 3. Mai beim ersten von zwei Konzerten in der französischen Hauptstadt übrigens nicht mit politischen Stellungnahmen – die dem Vernehmen nach vor allem antiamerikanisch waren.