Hamburg. Eine spannende Geschichte, dazu tolle Musik: Das junge Premierenpublikum war von „Peter und der Wolf“ an der Opera Stabile begeistert.
Alle wollen Peter sein. Die beiden grandiosen Sopranistinnen Claire Gascoin und Lisa Florentine Schmalz und die fünf Musikerinnen an ihren Blasinstrumenten auch. Das muss erst ausdiskutiert werden. Es ist ein munterer, ein sehr moderner und kluger Zugriff, den Regisseur Ron Zimmering auf „Peter und der Wolf“, den Musiktheaterklassiker für Kinder schlechthin, in der Opera Stabile präsentiert.
Es fängt damit an, dass das musikalische Märchen von Sergei Prokofjew angereichert wird mit einem Text von Thomas Hollaender und Musik von Markus Reyhani. Da tummelt sich das Ensemble in blau gemusterten Leggings, einer kuscheligen Jacke und einer farbigen Mütze auf dem Kopf (Ausstattung: Letycia Rossi) auf rot ausgelegter Bühne.
Die fünf Musikerinnen zaubern aus großen Kisten ihre Instrumente hervor. Die kleinen Premierenbesucher sitzen um sie herum und haben sogar direkte Einblicke auf die Notenständer.
„Peter und der Wolf“ an der Opera Stabile ist ein Fest für Kinder
Das alles wird eher performativ dargeboten, doch die Inszenierung verliert dabei nie den Faden der Geschichte, in der der besorgte Großvater, gespielt von Claire Gascoin, dem aufgeweckten Peter (Lisa Florentine Schmalz) verbietet, das Haus zu verlassen, weil im Wald der böse Wolf lauert.
Aber der mutige Peter geht natürlich trotzdem. Bald hält er launige Zwiesprache mit einem Vogel, der der Katze entkommt. Und er versucht – allerdings vergeblich – eine Ente vor dem Wolf zu retten. Diesem stellt er schließlich eine Falle.
„Habt ihr schon einmal einen Wolf gesehen?“
Wohldosiert lassen der Regisseur und sein Ensemble immer wieder die vierte Wand zum Publikum durchbrechen, das die Ereignisse gebannt verfolgt und auch mal nach der verschwundenen Katze ruft.
„Habt ihr schon mal einen Wolf gesehen?“, fragt Lisa Florentine Schmalz. „Ja!“ Teile des Textes erklingen in verschiedenen Sprachen. Die Musikerinnen intonieren die wundervolle Programmmusik aufs Feinste, mit deren Melodien die Tiere individuell charakterisiert werden.
Man wähnt sich im Dickicht des Waldes, dann wieder tanzen Schneeflocken
Daphne Meinhold-Heerlein lässt den Vogel auf der Querflöte zwitschern, Luisa Marcilla Sánchez vertont das Quaken der Ente auf der Oboe, Chih-Yun Chou verleiht der Katze an der Klarinette Ausdruck und Yael Falik am Fagott und Maria Lourenço Pinheiro am Horn übernehmen Großvater und Wolf.
Sehr gelungen ist auch der Lichteinsatz von Alexander Fahrnschon und Siegmund Hildebrandt. Mal wähnt man sich im Dickicht des Waldes, dann wieder tanzen dicke Schneeflocken über die Wände.
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Nur der traurige Gesang der Ente im Bauch des Wolfes – der Rezensentin noch in eindringlicher Kindheitserinnerung – hier kommt er nicht vor. Und der Wolf? Er muss am Ende nicht in den Zoo, sondern darf zurück in die Wildnis.
„Peter und der Wolf“ ab 15.5. Karten für die nächste Saison erhältlich, Opera Stabile, Dammtorstraße 28, Karten unter T. 35 68 68; www.staatsoper-hamburg.de