Hamburg. Beim Auftakt des Carl Philipp Emanuel Bach Festes in der Laeiszhalle erklangen ungewohnte Töne. Das Konzert hätte mehr Zuhörer verdient.
Es ist schon schade, dass zum Eröffnungskonzert des mehrtägigen und mit Konzerten auch in Leipzig und Eisenach über Hamburg hinausragenden Carl Philipp Emanuel Bach Festes am Freitag in der Laeiszhalle nur so wenige Besucher gekommen waren. Das Parkett und der erste Rang waren nur knapp zur Hälfte besetzt.
Der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor hatte das erste Festival für den in Hamburg so lange wirkenden zweiten Bach-Sohn anlässlich seines 25. Jubiläums zusammen mit dem Thüringer Bach Collegium initiiert. Was für ein revolutionärer Neuerer dieser „Hamburger Bach“ im Übergang vom Barockzeitalter zur Klassik war, bewiesen die Thüringer gleich mit der ersten der vier Hamburger Sinfonien Wq 183.
Konzertkritik Hamburg – eine Vielzahl überraschender Effekte
Unbeirrt sprengt Bach in der Wahl völlig unkonventioneller Formen, der Harmonik und einer Vielzahl überraschender Effekte die Fesseln einer auslaufenden Epoche. Energisch hebt die D-Dur-Sinfonie mit beharrlich wiederholten kurzen Tönen der Geigen an, die von den übrigen Streichern trotzig beantwortet und von einem vielfach durchbrochenen Holzbläsersatz mit vielen Soli abgelöst werden. In dem hohen, vom Thüringer Bach Collegium gewählten Tempo jagten die emporschnellenden Streicherfiguren von der höchsten bis zur tiefsten Lage durch die Register und bei dem nicht minder furiosen Finale war man dann verblüfft, dass dieses kleine Feuerwerk von einer Sinfonie mit einem leisen Schlenker so unvermittelt offen endete.
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Mit dem Cembalisten und Künstlerischen Leiter des Münchner Bach-Chores und -Orchesters Hansjörg Albrecht und dem Niederländer Menno van Delft als Solisten konnten wir am Beispiel des Konzerts für zwei Cembali und Orchester Wq 46 dann auch erleben, wie kühn Bach den Weg zu Solokonzerten der Wiener Klassik ebnete. Beide Cembali behandelt er nahezu gleichberechtigt und im ersten Satz treten sie fast durchgehend ohne Wechseldialoge gemeinsam gegen das Ensemble an, das sich sogleich mit wenigen Akkordeinwürfen auf eine zurückhaltende Begleitung reduzieren ließ.
Konzertkritik Hamburg – Cellokonzert auf dem Flügelhorn
Damit unterschied sich das Stück schon vom berühmten Cellokonzert C-Dur Hob. VIIb:1 von Bachs Zeitgenossen Joseph Haydn, das der Flügelhornist Sergei Nakariakov für sein Instrument bearbeitet hatte. Die dunkle Klangfarbe und die viel geschmeidiger als auf einem Cello klingenden Intervallsprünge seines Instruments waren ebenso ungewohnt wie faszinierend. Im Zusammenspiel mit dem Ensemble hielt sich der in unglaublicher Ruhe ohne jede Körperbewegung blasende Solist dynamisch zurück, ließ die ganze Fülle seines Instruments aber in der Solokadenz hervordringen.
Einen weiteren Vergleich zu Bach gewährten die Thüringer schließlich mit Mozarts Pariser Sinfonie KV 297. Am nächsten Dienstag tritt das Thüringer Bach Collegium mit dem Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor dann auch gemeinsam in der Elbphilharmonie auf.