Hamburg. Der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg feiert seinen 25. Geburtstag mit einer Festwoche – und verfolgt damit noch ein Ziel.

Was haben Udo Lindenberg, Heidi Kabel, Uwe Seeler und Carl Philipp Emanuel Bach gemeinsam? Alle sind beziehungsweise waren zu ihren Lebzeiten riesige Nationalheiligtümer der Hansestadt Hamburg; verehrt, bewundert, bekannt. Alle? Einer von ihnen ist es nicht mehr, schon seit Jahrhunderten nicht.

Carl Philipp Emanuel Bach lebte und arbeitete in Hamburg, er wurde 1788 in der Michel-Krypta beigesetzt.
Carl Philipp Emanuel Bach lebte und arbeitete in Hamburg, er wurde 1788 in der Michel-Krypta beigesetzt. © Corbis Historical/Getty Images | Getty Images

Dass der „Hamburger Bach“, zweiter überlebender Sohn des anders großen Johann Sebastian, immer noch sehr unter Aufmerksamkeitsdefiziten leidet, will der hiesige Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor nicht länger hinnehmen. Den eigenen 25. Geburtstag in diesem Jahr möchte man deswegen nutzen, um die eigene Feier mit einem energischen Plädoyer für den Unterschätzen zu kombinieren. Spricht man mit Chorleiter Hansjörg Albrecht darüber, kommen mit viel Schwung formulierte Antworten zurück: „Total verrückt, was wir machen, es ist aber die richtige Zeit dafür“, „think big“ oder „Wir gehen in Vorleistung und zeigen, was wir können“.

Der „Hamburger Bach“: CPE wird immer noch unterschätzt

Ergebnis dieser kreativen Selbstmotivation ist ein über mehrere Tage gestrecktes Festprogramm, das – schöne Grüße an die Kulturpolitik sowie andere potenzielle Unterstützer und Konzertsaal-Türoffner – gern kein Unikat bleiben muss. „Das Netzwerk wäre da.“ Was Musikstädte wie Leipzig schon seit längerem gut und flächenbespielend hinbekommen, die Würdigung und Hörbarmachung der eigenen Musiktradition auf hohem Niveau und vor ausreichend interessiertem Publikum nämlich, das klemmt in der elbphilharmonischen Musikstadt Hamburg, nach wie vor. Endlich ein angemessen sichtbares Denkmal für CPE, der 1788 in der Michel-Krypta begraben wurde, wäre auch schön, finden die Organisatoren, idealerweise direkt bei der Elbphilharmonie.

Selbstorganisierter Auftakt für den angestrebten CPE-Aufschwung soll am 21. April ein Konzert in der Laeiszhalle sein, mit dem Thüringer Bach Collegium als ausführende Spezialisten und dem Trompeter Sergei Nakariakov als wohl doch notwendigem Publikumsmagnet, neben CPE stehen Vergleichsgrößen wie Mozart und Haydn auf dem Programm. Im Tonali-Saal liefert Alexander Vorontsov Kostproben aus dem vielfältigen Angebot der Musik für Tasteninstrumente; im Kleinen Saal der Laeiszhalle trifft CPE auf Jazz.

„Hamburger Bach“: Festkonzert in der Elbphilharmonie

Das KomponistenQuartier ist während der „Langen Nacht der Museen“ am 22. April Gastgeber für handlich portionierte Kammermusik. Im Michel gestaltet Albrecht am 23. April an der Orgel eine Mittagsmusik. Keine musikhistorische Ehrenrettung wäre ohne wissenschaftlichen Unterbau komplett, den soll die am 22. April zu gründende CPE-Bach-Akademie Hamburg liefern. Die Schirmherren-Position ist mit dem niederländischen Alte-Musik-Experten Ton Koopman ebenso kompetent wie prominent besetzt.

Abschluss und Höhepunkt, verbunden mit Auswärts-Auftritten in Leipzig und Eisenach, ist das „Vivat Carl Philipp“-Festkonzert am 25. April in der Elbphilharmonie, eine Kombination aus zwei seiner vielen prächtigen Hauptwerke, dem „Magnificat“ und dem Oratorium „Auferstehung und Himmelfahrt Jesu“, ergänzt mit einer Uraufführung von Fredrik Schwenk, die sich auf den großen Vorgänger bezieht. Wenn schon CPE, denn schon.

Weitere Infos: www.cpe-bach-chor.de