Hamburg. Der österreichische Entertainer verwandelte die Laeiszhalle mit Rock’n’Roll, Swing und Schlager zwei Stunden lang in einen Jungbrunnen.

„Das Beste kommt zum Schluss“, behauptete Peter Kraus 2015 bei seinem Konzert im CCH. Es sollte eigentlich das letzte Konzert des österreichischen Sängers, Schauspielers, Entertainers, TV-Showmasters, Musicaldarstellers und Winzers in Hamburg gewesen sein. Es war seine Abschiedstournee. Aber acht Jahre später steht er am Sonnabend zusammen mit seiner sechsköpfigen Band auf der Bühne der fast ausverkauften Laeiszhalle, als wäre nichts gewesen. Warum auch nicht? Dieser Mann hat noch richtig Feuer: in der Stimme, in schlagfertigen Ansagen und in seinen immer noch beachtlich kreisenden Hüften. Das Alter eines Künstlers sollte in einer Konzertkritik eigentlich gleichgültig sein, aber Peter Kraus ist 83 Jahre alt und liefert trotzdem unfassbar ab.

„Die Fans lassen mich nicht!“, antwortete Peter Kraus 2018 im Abendblatt-Interview auf die Frage, warum die Abschiedstournee keine war. Er wurde mit Jubel und Applaus zum Weitermachen gezwungen, „außer von meiner Frau“, mit der er am Luganersee in der Schweiz und in Gamlitz in Österreich lebt.

Auch mit 83 Jahren ist Peter Kraus immer noch agil wie ein „Tiger“

Auch in der Laeiszhalle zwingen ihn die Fans von Beginn an mit Jubel und Applaus zum Weitermachen. „Meine Hits – Meine Idole“ ist das Tourmotto. In vorherigen Shows interpretierte er auch gern moderne Songs von Tim Bendzko, Marteria oder Helene Fischer, dieses Mal ist aber eine nostalgische Zeitreise Programm. „Rock Around The Clock“ von Bill Haley eröffnet den Abend. 1958 musste Kraus bei Haleys Konzert in Berlin noch über das Dach flüchten, während die halbstarke Jugend den Sportpalast auseinandernahm.

In der Laeiszhalle bleibt aber bis auf den euphorischen Beifall alles ruhig bei „Tutti Frutti, „Heartbreak Hotel“, „Sommerzeit“ und langen Medleys mit den Hits von „Bravo“-Dauertitelheld Peter und seinem Idol Elvis. Die Band rockt und swingt („schön, dass euch auch meine nicht so publizierte Swingseite gefällt“) punktgenau, Duettpartnerin Sandie Wollasch passt perfekt und Kraus ist immer noch so agil wie ein „Tiger“. Beeindruckend.

130 Minuten lang zollt Kraus seinen Idolen und alten Freunden Tribut

In der zweite Hälfte der 130 Minuten langen Show wechselt Kraus vom Anzug auf die seit Jahrzehnten bewährte Kombination aus Jeans und Lederjacke, um seinen Idolen und alten Freunden Tribut zu zollen: Roy Orbison „(„Blue Bayou“), Frank Sinatra („Schieß mich doch zum Mond“), Bill Ramsey („Ohne Krimi geht die Mimi“), Rocco Granata („Marina“), und Cliff Richard („Rote Lippen soll man küssen“) werden bedacht, während auf der Leinwand Szenen aus Peters endlosem Filmarchiv, gern zusammen mit Conny Froboess, gezeigt werden: „Junge Leute brauchen Liebe“.

Aber nicht nur die jungen Leute. Bei „Roll Over Beethoven“ tanzen Paare in der ersten Reihe, eine Dame überreicht Peter sogar ihren schwarzen Schlüpfer, den er über dem Kopf kreiseln lässt. Herrje. Nach „Sugar Baby“ und einem Rock’n’Roll-Medley bekennt Kraus bei Standing Ovations: „tolles Haus, tolles Publikum“. Fast schon ein Tollhaus. Und definitiv ein Jungbrunnen. Zum Abschied überreicht er das sanfte Lied „Schwarze Rose, Rosemarie“. Aber das ist sicher kein endgültiger Abschied.