Hamburg. In der Hauptkirche St. Katharinen kommt die Oper „The Village“ zur Aufführung. Sie spielt in der Nazi-Zeit.

Es ist eine wahre Begebenheit, auf der die Oper „The Village“ beruht, die am 17. und 18. Februar in der Hauptkirche St. Katharinen zur Aufführung kommt: Erzählt wird von den Bewohnern eines Dorfes, die während der NS-Zeit einen jüdischen Jungen verstecken. Ein Gespräch mit Dirk Schattner, einem der Produzenten.

Hamburger Abendblatt: Wie ist das Projekt zustande gekommen?

Dirk Schattner: Wir haben Joel Mandelbaum, der das Stück geschrieben hat, 2015 in New York kennengelernt, ebenso wie den Jungen, auf dessen Lebenserinnerungen das Stück basiert. Das war für uns sehr spannend und anrührend. Wir wussten: Das wollen wir unbedingt nach Deutschland bringen. Eigentlich war die Premiere für 2020 geplant, doch dann kam die Pandemie um die Ecke.

Hat der Veranstaltungsort St. Katharinen eine besondere Bedeutung?

Schattner: Die St.-Katharinen-Kirche hat während der Bombennächte gebrannt. Damit ist schon eine Beziehung zum Zweiten Weltkrieg gegeben. Sie ist zusätzlich auch Mitglied in der sogenannten Nagelkreuzgemeinschaft, die sich dazu verpflichtet hat, sich für eine friedlichere Welt einzusetzen. Ein zweiter Bezugspunkt in Hamburg ist die Schule am Bullenhuser Damm, wo noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs diese schrecklichen Kinder-Morde geschehen sind. An diesem Ort haben wir während der Wartezeit zwischen Corona und Uraufführung eine Performance veranstaltet.

Welche Aktualität hat das Stück für Sie?

Schattner: Einerseits müssen wir damit umgehen, dass Zeitzeugen bald nicht mehr da sein werden. Der Mann, auf dessen Leben das Stück beruht, ist jetzt in seinen 80ern, und Komponist Joel Mandelbaum ist sogar bereits 90 Jahre alt. Wir haben jetzt die letzte Möglichkeit, mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen. Dafür bietet die Oper mit ihrer sehr klaren und trotzdem mehrdimensionalen Geschichte einen guten Zugang. Gezeigt wird, wie die Dorfbewohner durch die Entscheidung, Zivilcourage zu zeigen, selbst in Gefahr geraten. Die Musik bringt dort eine emotionale Qualität hinein, in der ich eine Möglichkeit sehe, die Gefühle dieser Zeit zu transportieren.

Frühbarockes und ein Schuss Hafermilch-Neoklassik


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  • Sieht so beispielhaftes Handeln aus?

    Schattner: Aus heutiger Perspektive ist es schwer zu sagen, wie wir uns damals entschieden hätten. Wir wissen, dass es auf der Welt auch in Zukunft zu Situationen kommen wird, wo uns schwere Entscheidung abverlangt werden, die auch ein Risiko bedeuten. Somit stellt sich die Frage: Inwieweit stehe ich für meine Überzeugungen ein? Das ist eine zeitlose Frage, die diese Oper pointiert beantwortet.

    „The Village“ Fr 17.2., 19.00 und Sa 18.2., 17.00, St. Katharinen, Katharinenkirchhof 1, Karten unter T. 01806/57 00 70