Hamburg. Der israelische Mandolinen-Weltstar unternahm einen musikalischen Rundgang ums Schwarze Meer. Was dem Konzert die Krone aufsetzte.
Das Schwarze Meer gerät gegenwärtig weit weniger durch die originelle Musikkultur der sie umgebenden, ziemlich unterschiedlichen Länder in die Schlagzeilen als ihm angesichts dieser Vielseitigkeit zustünde. Dass der israelische Weltstar des Mandolinenspiels Avi Avital dieses Binnenmeer im Rahmen seiner Tournee „Black Sea – Around the World“ nun vor allem wegen seiner „Klangwellen“ in den Fokus nimmt, ist eine große Bereicherung.
Die eigenwillige Harmonik bulgarischer Tänze, wie sie Béla Bartók in seinem „Mikrokosmos“ aufgegriffen hat, oder die Chormusik aus Georgien klingen oft archaisch und ungewohnt, in jeden Fall aber nur selten orientalisch gefärbt und bleiben schwer einzuordnen.
Elbphilharmonie: Avi Avital mit musikalischem Rundgang ums Schwarze Meer
Unterstützt von seinem eigenen Between Worlds Ensemble und dem georgischen Männerchor Ensemble Rustavi unternahm Avital am Mittwoch in der Elbphilharmonie einen musikalischen Rundgang ums Schwarze Meer und stellte dabei auch eigene Bearbeitungen etwa des türkischen Volksliedes „Nacyem nacyem“ oder eine Adaption eines Hirtentanzes aus den Acht Miniaturen georgischer Volkslieder des 1991 verstorbenen Georgiers Sulchan Zinzadse vor.
Er selbst trat dabei kaum dominierend als alles beherrschender Solist hervor, sondern spielte als Musiker unter Musikern mit seinem Ensemble auf Augenhöhe. Dass die markanten Tremoli seiner Mandoline zum Beispiel in dem weltmusikartigen „Cut the Rug“ des britischen Komponisten David Bruce dann trotz wilder Schlagwerk- und Streicherbegleitung trotzdem in den Vordergrund traten, lag mehr an den Klangeigenschaften dieses uralten, charakteristischen Zupfinstrumentes.
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Elbphilharmonie: Avi Avital – Folklore Georgiens setzt Konzert die Krone auf
In der vom Geiger und Komponisten Jonathan Keren so genial arrangierten „Odessa Klezmer Fantasy“ lenkte der Klarinettist des Between Worlds Ensemble mit den für dieses Genre so typischen gepressten oder plötzlich abreißenden Tönen und schrillen Tönen in der Höhe die Aufmerksamkeit auf jüdische Elemente aus der Musikwelt rund ums Schwarze Meer.
Die Folklore Georgiens aber, die wir in „Mingrelischen Liedern“ Otar Taktakishvilis oder dem historischen Jodellied „Khasenbegura“ durch die elf sonoren Männerstimmen des Ensembles Rustavi zu hören bekamen, setzte mit ihrer eigenwilligen Harmonik, den klangflächenartigen Begleitungschören, aber auch den signalhaften Soli und der exaltierten Komik des georgischen Jodelns diesem Konzert wahrlich die Krone auf.