Hamburg. Lisa Stick erhält den Werner Burkhardt Musikpreis und gibt ein Konzert in der JazzHall. Warum sie nicht Saxofon oder Gitarre spielt.

Wer drei ältere Geschwister hat, hat nicht unbedingt die freie Auswahl – jedenfalls nicht, wenn es um die Wahl des Instruments geht. „Saxofon, Gitarre und Schlagzeug“ waren schon vergeben, sagt Lisa Stick mit einem Lächeln. „Also habe ich mich für die Posaune entschieden.“ Eine gute Entscheidung, wie sich gerade wieder zeigt: Am 19. Januar wird die 35-Jährige mit dem Werner Burkhardt Musikpreis der Hamburgischen Kulturstiftung ausgezeichnet, eine mit 7500 dotierte Würdigung für Hamburger Jazzmusikerinnen und -musiker. Die Verleihung findet in der JazzHall der Hochschule für Musik und Theater statt, ein Konzert des Lisa Stick 7tetts rundet den Abend ab.

Nicht nur wegen der Geschwister sei sie in einem sehr musikalischen Haushalt in der Nähe von Kiel aufgewachsen, erzählt Lisa Stick. Ihr Vater habe jeden Abend konzentriert ein Album angehört („meist Klassik“), das kenne sie aus anderen Familien so nicht. Sie selbst habe mit Blockflöte und Klavier begonnen, doch als sich in der Schule die Möglichkeit ergab, Teil einer gerade gegründeten Blechbläsergruppe zu werden, fiel die Entscheidung, die ihrem (musikalischen) Leben eine neue Richtung gab – auch wenn sie weiterhin die Backstreet Boys und die Spice Girls liebte und der Jazz erst später in ihr Leben trat. Lebhaft erinnert sie sich noch an regelmäßige Ausflüge zur Kieler WOM-Filiale, wo sie sich durch Alben hörte, die dann auf dem Weihnachts-Wunschzettel landeten. Irgendwann war auch Jazzsängerin Norah Jones dabei.

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Mit 19 Jahren zog Lisa Stick nach Hamburg und begann an der Hochschule für Musik und Theater das Studium der Jazzposaune bei Nils Landgren und Dan Gottschall, danach ging es weiter nach Aarhus, Stockholm und Helsinki, wo sie den „Nordic Master of Jazz“ machte und Erfahrungen sammelte, die auch den Sound ihrer Posaune und ihr Komponieren beeinflusst haben.

Jedenfalls klingt auf den vier CDs, die sie bisher veröffentlicht hat (davon zwei mit Saxofonistin Birgitta Flick unter dem Namen Flickstick) vieles sehr melancholisch-nordisch, manches erinnert etwa an die Klangflächen des Norwegers Nils Petter Molvær. „Es sind die leisen Töne, die dennoch sehr ausdrucksstarken Linien und die unerwarteten Wendungen, die sie als Solistin und Komponistin kennzeichnen“, heißt es treffend in der Jury-Begründung.

Mit den 7500 Euro Preisgeld will Lisa Stick unter anderem eine neue Albumproduktion finanzieren. Und natürlich möchte sie jetzt, nach der Pandemie, wieder häufiger live spielen. Gern auch mit der NDR Big Band, bei der sie regelmäßig und mit großer Freude aushilft.

Die Wahl der Posaune hat sich für sie in mehrerlei Hinsicht als goldrichtig erwiesen.

Werner Burkhardt Musikpreis: Verleihung und Konzert Do 19.1., 19 Uhr, JazzHall der Hochschule für Musik und Theater, Harvestehuder Weg 12, Eintritt frei, Anmeldung unter veranstaltungen@kulturstiftung-hh.de Weiteres Konzert des Lisa Stick 7tetts: Mo 23.1, 19 Uhr, Stavenhagenhaus, Frustbergstraße 4 (Groß Borstel)