Ehrenpräsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben wurde 74 Jahre alt. Mit viel Engagement unterstützte sie spätere Stars wie Igor Levit.
- Langjährige Leiterin der Deutschen Stiftung Musikleben stirbt nach schwerer Krankheit
- Sie förderte den Cellisten Nicolas Altstaedt, die Geigerinnen Veronika Eberle und Viviane Hagner oder den Pianisten Igor Levit
- Für ihre jungen Musikerinnen und Musiker kämpfte sie wie "eine Löwin"
Sie war das Gesicht der Deutschen Stiftung Musikleben. Mehr noch: Sie war die Stiftung. Es kommt nicht oft vor, dass jemand eine Institution so tief prägt, wie das bei Irene Schulte-Hillen der Fall war. Mehr als 30 Jahre lang hat sie die Geschicke der Stiftung geleitet. Erst im Dezember hatte sie ihr Amt als Präsidentin niedergelegt, am vergangenen Donnerstag ist sie nach schwerer Krankheit gestorben.
Äußerlichkeiten wie die hochgewachsene Statur, die üppige rote Mähne und die tiefe Stimme mögen das Ihre zu Schulte-Hillens Ausstrahlung beigetragen haben. Doch ob Irene Schulte-Hillen die zahlreichen Stiftungskonzerte moderierte, ob sie hinter der Bühne mit den Stipendiatinnen und Stipendiaten scherzte oder im Gespräch auf das Wesentliche kam: Was sich mitteilte, war diese unverwechselbare Mischung aus Grandezza, Wärme und Verbindlichkeit.
Hamburg trauert um Irene Schulte-Hillen
Unter ihrer Ägide hat sich die Stiftung zu einer der bedeutendsten Förderinstitutionen Deutschlands für musikalisch Hochbegabte entwickelt. Die Liste der Geförderten liest sich wie ein Who is Who des klassischen Konzertbetriebs: Der Cellist Nicolas Altstaedt gehört zu ihnen und die Geigerinnen Veronika Eberle und Viviane Hagner, der Pianist Igor Levit, der Dirigent Cornelius Meister und der Schlagwerker Alexej Gerassimez.
1987 hatte Eduard Söring, Mitbegründer der Stiftung, Schulte-Hillen dazugeholt. Selbstbewusst im Auftreten und klar im Denken, war sie in der Welt derer, die sie als Mäzene zu gewinnen hoffte, auch dank ihrer Ehe mit dem Bertelsmann-Vorstand Gerd Schulte-Hillen bestens vernetzt. Und da sie selbst Gesang studiert hatte, verstand sie etwas vom Fach.
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Es kann nicht immer leicht gewesen sein, mit einer so eigenwilligen Persönlichkeit zusammenarbeiten. Aber was das kleine Team am Stubbenhuk (inzwischen unter der Leitung von Bettina Bermbach) Jahr um Jahr auf die Beine stellt, spricht für sich. Jedes Jahr Ende Februar bewerben sich in einem Wettbewerb im Museum für Kunst und Gewerbe die vielversprechendsten Nachwuchsmusiker und -musikerinnen um kostbare Streichinstrumente aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds. Der Fonds ist das Herzstück der Stiftungsarbeit und Schulte-Hillens Initiative zu verdanken.
Das ist das Vermächtnis von Irene Schulte-Hillen
So wichtig es für die Stipendiaten ist, hervorragende Instrumente zu spielen, so intensiv ist ihre persönliche Bindung an die Stiftung. Und das hieß mehr als 30 Jahre lang: an Irene Schulte-Hillen. Der Kuratoriumsvorsitzende Manfred Lahnstein erinnert sich: „Für ,ihre‘ jungen Musikerinnen und Musiker hat sie wie eine Löwin gekämpft. Ich habe erleben dürfen, dass sie sich bei ihr gut aufgehoben, ja zuhause gefühlt haben.“ Schulte-Hillen wandte sich den jungen Leuten mit einem Interesse und einem Ernst zu, die merken ließen, wie bewusst ihr die immense Verantwortung war.
Das ist ihr Vermächtnis.